World Matchplay 2025

Die Erste Runde
Die erste Runde eines großen Turniers bringt meistens einige Überraschungen mit sich und das war auch beim diesjährigen World Matchplay nicht anders.

Es begann gleich am ersten Abend, als nicht nur Titelverteidiger Luke Humphries sondern auch der Champion von 2023 Nathan Aspinall von stark spielenden Niederländern aus dem Turnier geworfen wurden. Obwohl, ganz ehrlich, so wirklich überzeugt davon, dass Humphries die erste Turnierrunde überstehen würde, war ich schon nicht, als die Auslosung bekanntgegeben wurde. Humphries ist gerade nicht in Bestform und startet oft auch nicht mit seiner besten Leistung in ein Turnier, während Gian van Veen immer öfter stark spielt und - wenn er in sein Spiel findet, eigentlich für jeden Spieler eine Herausforderung darstellt. Nicht unbedingt ideal als Gegner in der ersten Runde für Humphries. Humphries ist nicht der erste Titelverteidiger, der sich beim World Matchplay gleich in der ersten Runde wieder verabschiedet. Vor ihm ist das auch schon Colin Lloyd (gegen Chris Mason), Rob Cross (gegen Gabriel Clemens) und sogar Michael van Gerwen passiert, der 2023 in der ersten Runde gegen Brendon Dolan verlor. Man wird sehen, ob es bei Humphries Wirkung zeigt, für den ja auch der World Cup kein Erfolgs-Erlebnis war. Es kann aber durchaus sein, dass ihm die kleine Pause guttut, bevor er sich im August auf den Weg zu den World Series Events nach Neuseeland und Australien macht.

Auch Aspinall hatte mit seinem Erstrundengegner Wessel Nijman ein ebenso vorhersehbares Problem - Nijman ist oft auch bei den European Tour Events in seinem ersten Spiel sehr stark, hält das aber bisher nicht beständig durch. Überraschend war eigentlich eher, dass er sich bei seinem Debüt bei einem Major so im Griff hatte, gerade auch, wenn man ihn mit dem zweiten Debütanten des Turniers, Cameron Menzies, vergleicht, der seine Nervosität erst ganz am Ende des Spiels ein bisschen überwand. Sollte es Nijman gelingen, seine starken Auftritte beständiger abzuliefern, könnte er durchaus ein Spieler "mit Zukunft" werden.
Die beiden anderen gesetzten Spieler des Abends - James Wade und Danny Noppert - gewannen ihre Spiele. James Wade spielte unerwartet stark gegen Joe Cullen, dem er keine Chance ließ, und Danny Noppert hatte keinerlei Probleme mit einem überforderten Cameron Menzies.

Der zweite Turniertag hatte eine Nachmittags- und eine Abend-Session, die nicht unterschiedlicher hätten verlaufen können. In der Nachmittags-Session überstand keiner der vier Gesetzten sein erstes Spiel. Damon Heta verlor in der Verlängerung gegen einen stark aufspielenden Andrew Gilding. Rob Cross und Peter Wright verloren gegen das niederländische Duo van Duijvenbode und Jermaine Wattimena, wobei Cross eine deutliche Führung vergab und am Ende nichts mehr zuzusetzen hatte. Wright hingegen kämpfte bis zum Ende und verlor etwas unglücklich. Dave Chisnall spielte, wie er eben gerade spielt und das war am Ende einfach zu wenig gegen Mike de Decker. Es war aber insgesamt bis auf das erste Spiel kein herausragender Nachmittag.


Die Abend-Session war dann für die vier gesetzten Spieler ein Erfolgserlebnis. Gary Anderson war zu souverän für Luke Woodhouse, der lediglich bis zum 5:5 mithalten konnte. Jonny Clayton hatte kein einfaches Spiel gegen den stark auftretenden Martin Schindler, aber einfach ein besseres Timing. Luke Littler war für Ryan Searle ein mehr als undankbarer Gegner, denn Littler war einfach nicht aufzuhalten - was für eine Vorstellung des jungen Spielers, der damit seine Favoriten Rolle bekräftigte. Das letzte Spiel des Abends begann nicht wirklich verheißungsvoll, aber irgendwann hatte sich Stephen Bunting eingependelt und gewann dann doch noch mit 10:8 gegen Ryan Joyce.


Am dritten Turniertag wurden in einer Abend-Session die letzten vier Erstrundenspiele absolviert. Es waren vier sehr unterschiedliche Spiele und auch das Niveau war sehr unterschiedlich. Der Abend begann mit dem Spiel zwischen Chris Dobey und dem zweiten deutschen Teilnehmer am Turnier, Ricardo Pietreczko. Es war ein insgesamt ziemlich schwaches Spiel. Während Chris Dobey irgendwann stabiler wurde, wurde Pietreczko nach ganz gutem Auftakt aber immer schwächer und spielte mit 83.22 den bisher schlechtesten Durchschnitt aller Teilnehmer. Doppelprobleme in der Mitte des Spiels hatten ihn vollkommen aus dem Takt gebracht und er verlor mit 10:5.
Das folgende Spiel zwischen Gerwyn Price und Daryl Gurney war dann ein krasser Gegensatz. Beide Spieler gaben sich sehr kämpferisch, ja geradezu aggressiv und beide brachten eine starke Leistung auf der Bühne, wobei Price als der etwas bessere Spieler am Ende mit verdient 10:7 gewann.
Nach dieser guten Leistung kam ein rein niederländischen Duell zweier Legenden - van Gerwen v van Barneveld. Ein Aufeinandertreffen, das früher die Augen vieler Zuschauer zum Leuchten gebracht hätte, war an diesem Abend nur ein Abglanz früherer Leistungen und ein kleines bisschen traurig. Van Gerwen, der bessere Spieler, brachte gerade einmal einen Durchschnitt von knapp 92 auf die Bühne, van Barneveld landete bei 87.10. Van Gerwen holte sich einen 10:6 Sieg und man sollte diese Leistung vielleicht auch nicht überbewerten - selbst im Angesicht ähnlicher Vorstellungen in den letzten Wochen. Der Niederländer ist - oder war zumindest immer - in der Lage sich im Laufe eines Turniers deutlich zu steigern.
Zum Abschluss der ersten Runde gab es dann aber noch ein versöhnliches Highlight. Josh Rock - gestärkt durch seinen Sieg beim PDC World Cup - legte einen frischen, energiegeladenen und herausragenden Auftritt hin, der irgendwann auch den am Anfang völlig neben sich stehenden Ross Smith mitriss und es entwickelte sich ein unterhaltsames Spiel mit einem überzeugenden 10:5 Sieg für Rock.

Fazit der ersten Runde - es lief für die gesetzten Spieler nicht wirklich rund, sieben von ihnen scheiterten in der ersten Runde, unter ihnen auch Titelverteidiger Luke Humphries. Dobey und van Gerwen "mogelten" sich Dank schwacher Gegner in die nächste Runde. Die anderen gesetzten Spieler zeigten ordentliche bis sehr gute Vorstellungen. Mehrere der ungesetzten Spieler spielten herausragend - allen voran Josh Rock und Wessel Nijman. Ob sie dieses Niveau ein ganzes Turnier durchhalten können, wird sich zeigen. Ich halte es doch für wahrscheinlicher, dass der neue World Matchplay Champion einer der gesetzten Spieler sein wird. Die deutschen Teilnehmer haben zwei sehr unterschiedliche Leistungen gezeigt - Schindler spielte ein tolles Spiel, Pietreczko ein sehr schlechtes - aber haben trotzdem beide verloren. So wirklich scheinen sich die deutschen Dartspieler mit dem Empress Ballroom nicht anfreunden zu können.

Ich werde ab den Viertelfinalen in Blackpool sein und bin schon gespannt, wen ich dann dort noch live auf der Bühne sehen werde.




Bilder mit freundlicher Genehmigung der PDC






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