Familienbande 3

Was es sonst noch so gibt...


Auch im dritten Artikel aus Minehead geht es neben den Dartspielern immer noch um die Normannen - und da wird es kompliziert.
Das fängt schon damit an, dass die Normannen keineswegs Franzosen waren, sondern Wikinger. Und die Wikinger oder Nordmänner waren schon viele Jahre vor Wilhelm dem Eroberer immer wieder in England eingefallen. Mit dem Dänen Cnut II., auch der Große genannt, hatte sogar Jahre vorher bereits ein Wikinger Nachfahre auf dem englischen Thron gesessen. Seinen schwachen englischen Konkurrenten hatte er aus dem Weg geräumt und später dessen zweite Frau, Emma von der Normandie, geheiratet. Auf Grund seiner verwandtschaftlichen Beziehungen wurde Knut zum König von England, König von Norwegen, König von Dänemark und König eines Teils von Schweden.

Waren die Familienbande Cnuts schon reichlich unübersichtlich, wurde es in seiner Nachfolge noch komplizierter. Direkter Nachfolger wurde zunächst einmal sein Stiefsohn Eduard, der gleichzeitig der Sohn seines Vorgängers war und der viele Jahre in der Normandie gelebt hatte. Allerdings scheint er ein Gelübde abgelegt zu haben, kinderlos zu bleiben und hatte daher, obwohl er verheiratet war, keinen direkten Nachfolger. Und damit wurde das Chaos erst wirklich komplett, denn es gab gleich drei mögliche Anwärter auf den Thron.
Einer von ihnen war Wilhelm der Eroberer, ein entfernter Cousin des verstorbenen Königs. Wilhelm war eher überraschend in der Normandie auf den Thron gelangt, er war der uneheliche Sohn des jüngeren Bruders des Königs. Sein Vater Robert blieb zwar sein Leben lang mit seiner Mutter, aber geheiratet haben die beiden nie. Er war also ein Bastard auf dem Thron - reichlich skandalös damals. William hat Zeit seines Lebens darauf gepocht, dass Eduard, sein Cousin auf dem englischen Thron, ihm bei einem seiner Besuche in England zu seinem rechtmäßigen Nachfolger proklamiert hatte, aber eine wirkliche Bestätigung dafür gab und gibt es nicht. So gesehen betrachte William seine Invasion auch nicht als unrechtmäßig, er wollte nur sein Recht auf den englischen Thron gegenüber den anderen Anwärtern durchsetzen, wobei es ihm in England tatsächlich gut gefallen hatte und er das Potential des Landes sehr wohl erkannt hatte.

Aber zurück zu den in diesem Fall deutlich einfacheren Familienbanden der Dart Spieler. Schräg gegenüber von Minehead auf der anderen Seite der Bucht liegt am Bristol Channel der Ort Burnham-on-Sea. Und dort findet man tatsächlich noch einen Pub, in dem man Dart spielen kann. Dieser Pub - die Wellington Arms im Ortsteil Rookbridge - wird bereits um 1770 zum ersten Mal erwähnt und man kann seine Geschichte bis in unsere Zeit verfolgen. Irgendwann in den ersten Jahren des jetzigen Jahrhunderts wurde er geschlossen. Dass er heute wieder geöffnet ist und dass man dort heute wieder Dart spielen kann, hat der Pub Gary Anderson und seiner Partnerin Rachel zu verdanken, die ihn wieder eröffneten. 2011 wurde er dann von Rachel Schwester und ihrem Mann, Steve Grubb, der ebenfalls viele Jahre Erfahrung als PDC Spieler hinter sich hat, übernommen.
Besonders erfolgreich war Grubb auf der Pro Tour der PDC nicht und seit diesem Jahr steht er ohne Tour Card da, ist aber Associate Member der PDPA. Er spielte auch sämtliche Qualifikationen für die UK Open mit, es gelang ihm aber nicht, genügend Preisgeld für die Qualifikation einzuspielen.
Grubb veranstaltet in seinem Pub immer wieder Dart Turniere und spielt selbst mit einem eigenen Team in der Somerset Super League, in der man auch eine der Legenden des Sports -und Grubbs engen Freund - Mike Gregory - findet.

Am Finaltag der UK Open standen als erstes die Viertelfinale an - und anschließend war von den ganz großen war nur noch Michael van Gerwen im Rennen, weil Phil Taylor gegen einen wie entfesselt spielenden, und nach dem Sieg sehr emotionalen, Peter Wright aus dem Turnier ausschied. Leider war auch für Mensur Suljovic in dieser Runde das Turnier zu Ende - Andrew Gilding war einfach an diesem Tag besser. Bei den anderen beiden Spielen ging es auf der Bühne nicht ganz so verbissen zu - bei Bunting v King und van Gerwen v Petersen herrschte eine mehr freundschaftlicher Atmosphäre. Petersen und King schieden aus, wirkten aber nicht vollkommen am Boden zerstört...

Anschließend war erst einmal Pause, bevor es mit den beiden Halbfinalen weiterging. Gilding und van Gerwen rauchten einträchtige in der Kälte vor der Halle ihre Zigaretten, Bunting erholte sich mit seinen Freunden, Wright wurde "aufgefrischt", aber nicht grundlegend umdekoriert.

Als erstes standen Bunting und Wright auf der Bühne. Es wurde ein merkwürdiges Halbfinale, weil Bunting einfach - man kann es nicht anders sagen - ein Totalausfall war und Wright ihn mit 10:0 überrannte. So war das Spiel sehr schnell vorüber und - da man ja live übertrug - kam es aus fernsehtechnischen Gründen zu einer längeren Pause. Dann kamen van Gerwen und Gilding auf die Bühne und dieses Spiel war in mancher Hinsicht genauso überraschend wie das vorherige. Van Gerwen spielte gut, sogar sehr gut, aber er konnte Gilding nicht abschütteln, Gilding hielt dagegen! Und warf beinahe noch den Neun-Darter, den man vom Niederländer erhofft hatte. Gilding machte unglaublich sicher aus und ließ sich auch von High Finishs nicht abschrecken. Am Ende bekam van Gerwen gerade noch einmal die Kurve. Es war eine interessante Erfahrung, das Halbfinale im Presseraum neben Rod Harrington zu verfolgen.

Wieder folgte eine Pause, damit sich alle von den Halbfinalen erholen konnten - dann begann endlich das mit Spannung erwartete Finale. Wright wirkte müder als van Gerwen und konnte nicht an die vorherigen Leistungen anknüpfen, während der Niederländer trotz des Schlagabtauschs mit Gilding locker aufspielte und sich verdient mit 11:5 zum ersten Mal den UK Open Titel holte. Wright wollte nicht so recht mit van Gerwen zusammen auf der Bühne feiern - er war schon ziemlich enttäuscht und war auch nach der Siegerehrung recht schnell vom Gelände verschwunden. Van Gerwen hingegen war immer noch da, als ich meine Sachen zusammengepackt hatte und mich auf den Weg zurück in meine Unterkunft machte...









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