Minehead 3

Minehead ist eine kleine, idyllische Küstenstadt am Bristol Channel. Die Gegend war bereits lange vor der normannischen Eroberung besiedelt und danach entwickelt sich im Mittelalter hier ein wichtiger Handelshafen, der unter der Regierungszeit von Elisabeth I ähnlich bedeutend war wie Bristol. Die Schiffe fuhren von hier bis nach Irland und Frankreich und gehandelt wurden vor allem Salz, Wolle und Stoffe. Später kam noch der Kohlehandel mit Wales dazu. Der Handel mit Wales wurde immer wichtiger und Vieh, Butter und Fisch ergänzten die Handelswaren.

Im 17. und 18. Jahrhundert siedelten sich in Minehead auch Freibeuter an, die Jagd auf spanische und französische Schiffe machten. Der Hafen nahm Anfand der 18. Jahrhunderts noch an Bedeutung zu, 40 Schiffe waren hier zuhause. Nicht nur die Freibeutern und die Händelschiffe nutzten den Hafen zu dieser Zeit - von hier aus stachen auch Pilger nach Santiago de Compostella in See. Die Handelsschiffe dehnten ihre Routen weiter aus und fuhren jetzt auch bis nach Virginia und in die Karibik. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde aber die Konkurrenz anderer Häfen, die günstigere Voraussetzungen boten als Minehead, immer stärker und schließlich wurden Handel und Schifffahrt eingestellt. Lediglich Vergnügungsdampfer liefen bis zu Beginn des zweiten Weltkriegs noch Minehead an. Mitte des 19. Jahrhundert nahm der Tourismus in Minehead langsam zu, der bis heute die Haupteinnahmequelle des Ortes geblieben ist. Im Hafen liegen nur noch wenige kleine Boote vor Anker.

Außer dem immer noch sehr beliebten Butlin's Resort, das viele Touristen anzieht, ist Minehead durch den angrenzenden Exmoor Nationalpark beliebtes Ziel für Wanderer, die hier auch den Einstieg in den South West Coast Path - den längste Wanderweg Großbritanniens, der entlang der Küste bis nach Poole in Dorset führt, finden. Wassersportmöglichkeiten gibt es ebenfalls und dazu noch den ältesten Golfclub in Sommerset. Die Saison beginnt allerdings in Minehead immer erst Mitte April. Und so war der Ort während der UK Open alles andere als belebt, es sei denn die Dartfans fielen gerade in die Lebensmittelläden ein oder fanden spät abends noch den Weg in die Bars und Pubs. Abseits dieser "Attraktionen" habe ich gerade mal zwei Personen getroffen, die so wirkten, als wären sie Touristen.

Der letzte Tag in Minehead begann mit den Viertelfinalen die, wie alle Spiele am diesem Tag, auf der Hauptbühne gespielt wurden. Drei der Viertelfinale brachten eindeutige Ergebnisse und Terry Jenkins, Mervyn King und Adrian Lewis zog ohne größere Probleme in die Halbfinale ein. Ziemlich zu kämpfen hingegen hatte Michael van Gerwen, dem Ian White das Leben reichlich schwer machte.

Die Pause bis zur Abendsession überbrückte ich mit einem eigentlich gar nicht geplanten Interview und hatte dann kaum Zeit, noch etwas zu essen und ein paar Becher heißen Tee zu trinken, bevor die Halbfinale begannen. Während Adrian Lewis Sieg über Mervyn King keine große Überraschung darstellte, es war eher überraschend, dass King trotz seiner Rückenprobleme so weit gekommen war, war das andere Halbfinale ein echter Thriller mit einem so nicht erwarteten Ausgang - Turnierfavorit Michael van Gerwen schied gegen einen fest entschlossenen und keinen Millimeter nachgebenden Terry Jenkins aus. Es wirkte dann im anschließenden Finale schon so, als hätte dieser Kampf Terry Jenkins einiges an Kraft gekostet, gegen einen brillant spielenden Adrian Lewis fand er einfach kein Mittel. Trotz seiner Niederlage wirkte Terry Jenkins aber nicht allzu lange enttäuscht - auf der Bühne herrschte nach dem Spiel richtig gute Stimmung.

Terry Jenkins war sicher eine der Überraschungen des Turniers, so gut hatte er schon lange nicht mehr gespielt und er hatte jede Menge starker Gegner aus dem Turnier geworfen. Erfreulich auch der Viertelfinaleinzug von Mensur Suljovic, mit dem zumindest ich nicht gerechnet hatte. Zwei der Amateur Qualifikanten hatten sich immerhin bis in die vierte Runde gespielt, der Youth Tour Spieler Aden Kirk hatte Phil Taylor und Peter Wright ausgeschaltet - alles in allem war es ein interessantes und hochklassiges Turnier.

Hundertprozentig angefreundet habe ich mich mit dem neuen Austragungsort trotzdem nicht - es fehlt einfach die UK Open Atmosphäre wenn in drei verschiedenen Räumen gespielt wird. Man bekam einfach zu wenig von dem mit, was gerade in den anderen Räumen passierte. Schade fand ich auch, dass man sich beim kurzen Format des ersten Tages immer entscheiden musste, welches Spiel man in welcher der drei Räumlichkeiten ansehen wollte - die Räume sind zwar nicht weit auseinander, aber zu weit von einander entfernt, als das man wirklich von Board zu Board hätte wandern können, um von allem ein bisschen etwas sehen zu können.
Es waren überraschend viele Dartfans nach Minehead gekommen, wenn auch durchaus noch mehr Zuschauer in der Hauptarena Platz gefunden hätten, während um Bühne zwei und in dem Raum mit den zu Beginn sechs Boards, zum Teil drangvolle Enge herrschte. Die Stimmung war für meine Begriffe allgemein gut. Dass das Turnier von vier auf drei Tage reduziert worden war, fand ich gar nicht schlecht, die Anreise war zwar nicht ganz einfach, aber doch weniger kompliziert als ich befürchtet hatte. Ich würde auf jeden Fall wieder nach Minehead fahren.










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