PDC Weltmeisterschaft 2021 - 3

Das Finale ist ja nicht unbedingt immer das beste Spiel eines Turniers, aber es gibt dennoch einige Weltmeisterschaftsfinale, die es unter die besten Spiele der Dart-Geschichte geschafft haben. Drei davon habe ich mir ausgesucht und etwas genauer unter die Lupe genommen.
Das zweite Finale, das ich mir ausgesucht habe, ist das Finale der allerersten Weltmeisterschaft, der BDO Weltmeisterschaft 1978 zwischen Leighton Rees und John Lowe


Das erste BDO Weltmeisterschafts-Finale
Auch die allererste BDO Weltmeisterschaft hatte ein durchaus bemerkenswertes Finale und das nicht nur, weil es das allererste Weltmeisterschafts-Finale überhaupt war.
Diese erste Weltmeisterschaft der BDO fand noch nicht im gepflegten Ambiente des Lakeside Country Club statt sondern im Heart of the Midlands Club in Nottingham. Sie wurde auch nicht wie später im Januar ausgetragen, sondern vom 6. - 10. Februar. Organisiert wurde sie von der BDO, die fünf Jahre zuvor gegründet worden war und sie wurde von der BBC im Fernsehen übertragen. Kommentator war, wie bei allen BDO Weltmeisterschaften bis zur Abspaltung der PDC 1993, Sid Waddell
Für die damalige Zeit war das Preisgeld von 3.000 Pfund für den Sieger durchaus ordentlich, der Zweite erhielt immerhin noch 1.700 Pfund und selbst die Spieler, die die erste Runde nicht überstanden, bekamen noch 250 Pfund für ihre Teilnahme. Gespielt wurden bei dieser ersten Weltmeisterschaft noch Legs, keine Sets. Das Finale hatte das Format Best of 21 Leg.
Imperial Tobacco war der Sponsor und da die Firma eine Zigaretten Marke namens Embassy unter ihren Produkten hatte, wurde die Weltmeisterschaft auch einfach Embassy genannt. Imperial Tobacco sponserte auch die Snooker Weltmeisterschaft. Für die Dart Weltmeisterschaft der BDO war die Firma 25 Jahre lang der Hauptsponsor, bis die englische Regierung Tabakfirmen untersagte, Sport Veranstaltungen zu sponsern.

Das Turnier hieß nicht nur Weltmeisterschaft, gab es tatsächlich auch internationale Qualifikanten. Es waren insgesamt 16 Teilnehmer - die Engländer Eric Bristow, Alan Glazier, Tony Brown und John Lowe waren als Nummer 1 - 4 gesetzt. Die Amerikaner Conrad Daniel und Nicky Virachkul waren Nummer 5 und 6, der Kanadier Hillyard Rossiter die Nummer 7. Die Plätze 8 und 9 belegten die beiden Waliser Alan Evans und Leighton Rees. Nummer 10 und 11 waren die Australier Barry Atkinson und Tim Brown. Darauf folgten als Nummern 12 und 13 die beiden Schotten Rab Smith und Bobby Semple und als Nummern 14 und 15 die beiden Schweden Stefan Lord und Kenth Ohlsson. Als Nummer 16 gesetzt war der Ire Patrick Clifford - man kann sagen, alles was damals Rang und Namen in der Dartwelt hatte, versammelte sich bei dieser ersten BDO Weltmeisterschaft.

Selbst damals blieben Überraschungen in der Ersten Runde nicht aus und der als Nummer 1 gesetzte Eric Bristow wurde vom Amerikaner Conrad Daniels mit 6:3 eliminiert, ein Ergebnis, das den Amerikaner sicher viele Jahre lang gefreut hat.

Ein Spieler, der sich nach eigener Aussage von Anfang an wohl im Turnier fühlte, war der Waliser Leighton Rees - zu dieser Zeit eine ganz große Nummer im britischen Dartsport. Rees schlug in der ersten Runde den Australier Barry Atkinson. Rees gewann 6:0 und warf dabei einen 15, einen 19, einen 18, noch einen 15, einen 12 und einen 17-Darter und der 12 Darter hätte auch leicht ein 10- oder gar 9-Darter sein können, wenn Rees nicht bei seinem zweiten Wurf ganz knapp am Tripel 20-Feld vorbeigeschrammt wäre.

In den Viertelfinalen traf Rees dann auf seinen walisischen Landsmann Alan Evans und Rees beschreibt das Aufeinandertreffen als das wohl beste Match, das er sich mit Evans, den er sehr gut kannte, geliefert hat. Es gab 42 Würfe mit über 100 Punkten, sechs 180 und den allerersten 10-Darter (137, 180, 180, 4) im Fernsehen, dazu noch ein 160 Finish von Evans und ein 161 Finish von Rees. Rees gewann mit 6:3 meinte aber, das Spiel hätte auch andersherum ausgehen können und er habe Alan noch nie so gut spielen und trotzdem verlieren sehen. Über seinen 10-Darter freut er sich besonders und auch darüber, dass er die Doppel 2 getroffen hatte. Anscheinend war es nicht gerade sein Lieblings-Doppel... Natürlich sind auch die Durchschnitte der beiden Spieler bekannt: Rees Durchschnitt war 97.50, der von Evans 94.86. Also auch nach heutigen Vorstellungen noch ein richtig gutes Spiel und deutlich besser, als die anderen Viertelfinale des Turniers. Es waren auch die höchsten Durchschnnitte des gesamten Turniers.

In den Halbfinalen spielte Rees gegen den Amerikaner Nicky Virachkul und Virachkul ging mit 3:0 in Führung. Rees schreibt, er sei froh über das lange Format von Best of 15 Legs gewesen, weil er so eine Chance hatte, selbst ins Spiel zu finden, auch wenn er in Rückstand geraten war. Und tatsächlich konnte Rees die nächsten fünf Legs gewinnen. Aber Virachkul war ebenfalls noch im Spiel und glich zum 6:6 aus. Und zum 7:7. Rees holte im letzten Leg alles aus sich heraus. Er warf eine 180, und eine 123 und gewann mit einem 13-Darter. Dann erst drehte er sich um und stellte fest, dass der Lohn für seinen Sieg ein Treffen mit John Lowe im Finale des Turniers war...

Das Medien Interesse war groß und bei Leighton Rees zuhause in Wales muss wohl die Hölle los gewesen sein. Wie er sagte, war ihm das Preisgeld fast egal, aber er wollte unbedingt für Wales gewinnen

Das Finale ging über 21 Legs, das längste Spiel, dass Rees jemals gespielt hatte, aber beunruhigt hat ihn das nicht weiter, zumal er inzwischen den Eindruck hatte, dass dieses Turnier sein Turnier sein würde. Und damit hatte er Recht!
Das Spiel war zu Beginn ein Kopf-an-Kopf Rennen, aber als Lowe mit 4:3 führte, konnte Rees sechs Legs in Folge gewinnen und mit 9:4 die Führung übernehmen. Damit fehlten ihm nur noch zwei Legs zum Sieg. Lowe warf einen 15-Darter, Rees antwortete ebenfalls mit einem 15-Darter. Nur noch ein Leg fehlte, aber Rees konnte seine 66 Punkte Rest im nächsten Leg nicht ausmachen und Lowe schnappte sich das Leg. Im folgenden Leg spielte sich Lowe auf 141 Punkten Rest herunter, während Rees noch 81 Restpunkte hatte. Lowe stellte sich auf 50 Punkte Rest, Rees warf 31... Aber Lowe konnte seine 50 Punkte nicht ausmachen und Rees traf nach der Single 10 die Doppel 20 zum Sieg und holte sich den ersten Weltmeister Titel der BDO. Ein großer Sieg für den Waliser, der aber meinte, noch ein viel tollerer Moment wäre es gewesen, als er nachhause nach Wales kam, seine Landsleute hätten ihm einen unglaublichen Empfang bereitet, der ihn zu Tränen rührte.

Ach ja, damals gab es auch noch ein Spiel um den dritten Platz, das der Amerikaner Nicky Virachkul gegen Stefan Lord gewann.

Leighton Rees hat nach diesem Turniersieg nicht mehr sehr viele Turniere gewonnen, qualifizierte sich aber bis 1990 noch ein paar Mal für die BDO Weltmeisterschaft. Sein letztes Turnier spielte er 1994, die Welsh Open.
John Lowe hingegen gewann 1979, 1987 und 1993 die BDO Weltmeisterschaft und stand nach dem Split im Dartsport bei der PDC Weltmeisterschaft noch 1995 und 1996 in den Halbfinalen. 2005 qualifizierte er sich zum letzten Mal für die PDC Weltmeisterschaft.

Leighton Rees blieb lange der einzige walisische Weltmeister, bis sich 1995 Richie Burnett den Titel holte. 2008 gewann mit Mark Webster der nächste Waliser den Titel. Und neben dem ersten BDO Weltmeister war auch der wohl letzte letzte BDO Weltmeister ein Waliser, Wayne Warren gewann den Titel 2020.

Bisher hat es in der PDC noch keinen Weltmeister aus Wales gegeben. 2021 werden mit Nick Kenny, Jamie Lewis, Gerwyn Price und Jonny Clayton vier Waliser auf der Bühne des Alexandra Palace stehen. Und Gerwyn Price ist es durchaus zuzutrauen, dass er einmal der erste walisische PDC Weltmeister werden kann.


Leider gibt es keine Aufnahme des gesamten Finales, aber das letzte Leg findet ihr hier: BDO Weltmeisterschaftsfinale 1978 - Letztes Leg





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