PDC Weltmeisterschaft 2021 - 4

Unter den Teilnehmern der allerersten BDO Weltmeisterschaft war ein Spieler, der erst kürzlich verstorben ist - Alan Glazier.
Hier ein Artikel über den heute nicht mehr so bekannten Spieler, den der Doktor of Darts Dr.Patrick Chaplin hat in seinem letzten Newsletter (Ausgabe 129/Dezember 2020) veröffentlicht hat.


Alan Glazier
Mit Alan Glazier ist eine weitere englische Dart Legende verstorben. Der frühere englische Nationalspieler verstarb am 12. November. Auch wenn Glazier oft als der "Nearly Man" (Beinahe Mann) bezeichnet wurde, war er alles andere als das. Er war der wahrscheinlich beste Linkshänder unter den Dartspieler, der jemals einen Dart geworfen hat. Er war der Mann, den man die "Ton Machine" bezeichnete.
Im November 2004 habe ich zum ersten Mal persönlich mit ihm gesprochen. Bis zu dieser Zeit hatte ich ihn nur im Fernsehen spielen gesehen und in Darts World und anderen Dart Zeitungen und Magazinen über seine Heldentaten gelesen. Meiner Ansicht nach war es unfair, dass er oft als der "Nearly Man" des Dartsports bezeichnet wurde. Vermutlich hat man ihn so genannt, weil er nie die Embassy Weltmeisterschaft gewonnen hat und er noch bei mehr als 10 anderen Top Dart Turnieren lediglich der Finalist war - in mehr Turnieren als viele der heutigen Dart Profis überhaupt teilgenommen haben. Diejenigen, die gegen Alan gespielt haben oder ihn zu ihren Freunden gezählt haben wissen, dass das in keinster Weise all die wirklichen Leistungen des Spielers wiederspiegelt, der auch als "The Man in Black" bekannt war (nicht wirklich überraschend, da er normaler Weise vollständig schwarz gekleidet war).

Alan wurde am 21. Januar 1939 in Staines in Middlesex geboren. Sein Vater Bill war Landarbeiter und seine Mutter Rose Fabrikarbeiterin. Nachdem er die Schule verlassen hatte, wurde Alan Ingenieur. Sein ersten ernsthaften Dartspiele spielte er für den Jenny Lin Pub in Hampton Hill in der lokalen Twickenham League. Später war er loyal zum "The Molesey" und 1970 wurde er eingeladen für Slough in der Londoner Super League zu spielen. Zehn Jahre lang spielte Alan London Super League und 1977 wurde er für das englische National Team ausgewählt. Insgesamt war er innerhalb von 15 Jahren 27 Mal der Kapitän des Teams. Unter ihm gewann das Team neunzehn Mal, acht Mal hat es verloren.

Als ich Alan zu seiner County Bilanz befragte antwortete er: "Ich habe immer dort gespielt, wo man mich haben wollte!" Das zeigt sich auch ganz klar darin, dass Alan zusätzlich zu den zehn Jahren in London auch für Bedfordshire (drei Jahre), Surrey (zwischen drei und vier Jahren), die County Durham (drei Jahre) und schließlich zehn Jahre für Lancashire gespielt hat.

Alans Vorbild war der zweimalige News of the World Sieger Tom Barrett. Alan erzählte mir: "Was für ein Spieler! Er lebte gleich um die Ecke von mir und ich habe im gleichen Dart Team wie er gespielt, den Airman Pub in Feltham."

1973 gerieten die Dinge in Bewegung. Er machte bei einigen der wichtigsten Turniere richtige Fortschritte und erreichte dabei auch das Finale der British Open(wo er gegen Alan Evans verlor) und das Finale der Surrey Open. Alan meinte: " Ich wurde angefragt in den lokalen Pubs für jeweils 15 Pfund Exhibitions zu spielen. Ich habe überall Exhibitions gespielt und beschloss, Profi zu werden. Kurz darauf schloss ich mich den professionellen Reihen an". Alan genoss es auf dem Circuit zu spielen, auf der Jagd nach Ranking Punkten um die Welt zu reisen und hat rundum Spaß. Über das soziale Leben unterwegs scherzte er: "Du kannst mich, David Whitcombe und John Lowe immer an der Bar finden."
Alan wurde ab der Saison 1973/74 neunzehn Jahre lang von Winmau gesponsert (damals im Besitz von Hatty Kicks). Das Unternehmen zahlte alle Kosten, die beim Sammeln von Ranking Punkten im ganzen Land und der restlichen Welt anfielen. Winmau produzierte auch die Alan Glazier Darts (Alan bevorzugte das Gewicht von 24g), ein Produkt, das heute von McKicks of Haverhill in Suffolk hergestellt wird.

Die späten 1970ger Jahre waren für Alan eine Glückssträhne. 1977 reiste er in die USA und hatte dort - wie Derek Brown, der Autor des ,Guiness Book of Darts' es bezeichnete - einen Goldenen Sommer in dem er die North American Open (eines der schwierigsten, wenn nicht das schwierigste Turnier des Circuit) und die Santa Monica Open gewann. Er gewann im gleichen Jahr auch noch die Boston Open. Alles in allem holte sich Alan in diesem Sommer in Amerika 14 Trophäen und laut Darts World (Ausgabe 59, Oktober 1977) hatte er für diese Trophäen einen extra Sitz im Flugzeug nach Hause.
Im Flugzeug erhielt er eine Nachricht von Charles Cornell von Marlboro Tabak, ihn sobald er gelandet war zu kontaktieren. Das tat er und Charles sagte ihm, dass er wolle, das Alan ein Team von Top Dartern zusammenstellte, die jede Menge von Shows und Exhibitions gestalten sollten, um die Zigaretten Marken seiner Firma zu promoten. Dieses Team wurde als das ,Marlboro Team of Champions' bekannt und bestand in der Original Zusammensetzung aus Tony Brown (England), Leighton Rees (Wales), Rab Smith (Schottland) sowie Alan als Kapitän und Colin Baker (England) als Reserve. Als Alan das Team verließ, wurde John Lowe, der inzwischen dazu gestoßen war, der Kapitän.
Quasi als Krönung des tollen Jahrs lud Olly Croft Alan ein, ein Jahr lang Kapitän des englischen National Teams zu werden. Im folgenden Jahr gewann Alan die Swedish Open und 1980 den Embassy LV International Titel. Aber die wichtigsten Titel in Großbritannien konnte er nicht gewinnen. Alan stand in der Saison 1978/79 im gro0en Finale der News of the World, wurde aber mit 2:0 von Bobby George geschlagen. Wie viele andere Darts Champions wollte Alan unbedingt die Embassy Welt Meisterschaft gewinne, aber es sollte nicht sein. Seine beste Leistung erreichte er dort 1986, als er bis in die Halbfinale kam. Dort verlor er mit 3:5 gegen Eric Bristow. Alan kommentierte so: " Ich war erschöpft. Am Tag zuvor hatte ich drei Stunden gebraucht, um den Australier Terry O'Dea in den Viertelfinalen zu schlagen!"

Im folgenden Jahr gewann Alan die Jersey Open. Als 1993 das World Darts Council (später umbenannt in Professional Darts Cooperation) gegründet wurde, trat man auch an Alan heran und fragte, ob er nicht beitreten wolle. Alan sagte mir: "Ich wurde von der WDC gefragt, ob ich nicht beitreten wolle, aber ich tat es nicht. Bobby George, Leighton Rees und ich entschiedenen, uns nicht zu gehen. Für mich war es eine Frage der Loyalität. Ich dachte bei mir "warum soll ich wechseln"? Dazu kam noch, dass ich natürlich älter wurde. Ich war siebenundzwanzig Jahre bei der BDO. Ich hatte alles getan, was ich tun konnte." Und während die 16 "rebellischen Spieler" ihre Loyalität auf die WDF übertrugen, blieb Alan der BDO treu und spielte weiter County Darts.

In den späten 1990er Jahren verließ Alan den Profi Circuit endgültig. Alan sagte: "Wenn du älter wirst, verlierst du in jedem Sport den Killer Instinkt. Das war bei mir auch so und ich habe ihn wirklich vermisst." 2008 erzählte mir Alan, dass er noch ab und zu Exhibitions spielt und noch vor Ort sonntags für die Milnrow Super League und donnerstags für die Spotland und District Darts League." Ich fragte ihn auch ständig über den "heutigen Dartsport". Alan antwortete: " Es ist schade, dass immer noch so viele Leute kein Sky TV haben und dadurch auf das beschränkt sind, was sie auf BBC sehen".

Alan hatte auch eine interessante Theorie bezüglich der Embassy (heute Lakeside) Weltmeisterschaft, er konnte sich vorstellen, dass sie nach Holland umziehen würde wenn die momentanen Sponsoren aufhören würden, das Turnier zu unterstützen. Tatsächlich liegt die Zukunft des Turniers, während ich dies schreibe, in den Sternen. Der kürzliche Zusammenbruch der BDO war da nicht besonders hilfreich.

Über sein "Nearly Man" Image sagte Alan: "Das hat mir nie etwas ausgemacht. Es hat mir nie etwas ausgemacht Zweiter zu sein. Damals gab es jede Woche mindestens ein Turnier, an dem man teilnehmen konnte und gegen so viel e andere Top Spieler ins Finale zu kommen, war eine Leistung."
Ich fragte Alan auch nach seinem stolzesten Augenblick und er antwortete darauf: " So viele Jahre für England zu spielen. Das kannst du nicht überbieten." Eine andere Leistung, auf die Alan besonders stolz war ist der 17 Darter beim 1001, der ihm 1977, seinem besten Jahr, im Crown Pub in Wetherby gelang. "Es ist nur schade", meinte Alan, " dass selbst wenn eine Menge Leute dabei war, der Rekord trotzdem nicht zählte, weil er nicht bei einem offiziellen Spiel erzielt wurde."

Auch nach John Lowes Geburtstagsparty zum 60. Geburtstag im Juli 2005 blieben wir weiter in Kontakt. Damals 2008 habe ich Alan gefragt, was er sich von der Zukunft erhoffte und er antwortete: "Ich möchte so lange wie möglich meine Pension bekommen und auf lokaler Ebene Dart spielen." Und es scheint, dass er genau das getan hat.

Wieder einmal hat die Dartwelt eine ihrer Legenden verloren. Mein Mitgefühl gehört Christine und Alans Familienverband und seinen Freunden.




Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Patrick Chaplin




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