Der Finaltag der UK Open begann genauso strahlend wie die ersten beiden Tage des Turniers. Der Wind hatte etwas aufgefrischt und auf dem Bristol Channel herrschte reger Schiffsverkehr. Die Sicht war gut - die walisische Küste war klar zu erkennen und im Hintergrund waren ein paar Berge auszumachen.

Nur noch acht Spieler waren im Turnier - Luke Littler, Gian van Veen, Luke Humphries, James Wade, Jonny Clayton, Josh Rock, Nathan Aspinall und Michael Smith - es wurde nur auf der Main Stage im
Sky Pavillon gespielt und es trennten uns nur noch sieben Spiele vom Ende des Turniers. Ich denke, viele Fans haben auf ein Luke v Luke Finale gesetzt, aber der Tag entwickelte sich ein bisschen
anders...
In der Nachmittags-Session standen die Viertelfinale auf dem Programm und das erste Viertelfinale wurde zwischen Luke Littler und Gian van Veen ausgetragen. Beide Spieler hatten bis zu diesem Zeitpunkt gute Vorstellungen abgeliefert und es hätte ein spannendes Spiel werden können, vielleicht so etwas wie ein Durchbruch des Niederländers. Aber van Veen konnte die hohen Erwartungen, die er wahrscheinlich auch selbst an sich hatte, nicht ganz erfüllen. Möglicherweise wollte er auch viel zu viel und war zu verkrampft - locker wirke er ganz bestimmt nicht - Littler war auf jeden Fall zu überlegen und das Spiel war ziemlich einseitig und wurde von Littler mit 10:4 gewonnen.

Umkämpfter war das zweite Viertelfinale zwischen Josh Rock und Nathan Aspinall. Beide spielten auf hohem Niveau mit Durchschnitten von knapp 100. Rock stürmte in Führung, Aspinall gab nicht auf und kämpfte sich zwei Mal wieder heran - allerdings war es da schon zu spät und Aspinall ließ auch noch ein paar wichtige Doppel aus. Rock gewann mit 10:7 und stand zum ersten Mal in einem Ranking TV-Halbfinale.
Das dritte Viertelfinale zwischen Jonny Clayton und Michael Smith war insgesamt gesehen das schwächste der Spiele, in dem beide Spieler Durchschnitte so um die 93 spielten. Es war ein enges Spiel in dem zu Beginn Smith im Vorteil war und mit 5:2 führte. Aber Clayton kam immer besser ins Spiel, sicherte sich den Ausgleich und zog dann an Smith vorbei, der zwar an ihm dranblieb, aber nicht so wirklich mithalten konnte. Smith verlor am Ende mit 8:10.

Das letzte Viertelfinale war das engste der Viertelfinale und ein insgesamt etwas merkwürdiges Spiel, in dem sich die Atmosphäre zwischen den beiden Spielern stark veränderte. Zu Beginn wirkte das Verhältnis zwischen James Wade und Luke Humphries durchaus freundlich. Dann muss aber irgendetwas zwischen den beiden vorgefallen sein - Wade war auf einmal aggressiv und verkniffen, Humphries irgendwie verunsichert und ratlos. Beides schlug sich im Spiel nieder, was für Wades Leistung gut und für Humphries Vorstellung eher schlecht war. Wade gewann mit 10:9 und es wirkte so, als wäre Humphries froh, von der Bühne zu kommen.
Nach dem die Viertelfinale absolviert waren, wurde noch einmal ausgelost - in den Halbfinalen würde Luke Littler gegen Jonny Clayton antreten und James Wade gegen Josh Rock spielen.

In den Abendsession spielten als erstes Luke Littler und Jonny Clayton ihr Halbfinale. Nach seinen bisherigen Leistungen beim Turnier ging Littler als eindeutiger Favorit ins Spiel, wobei Clayton aber zu Beginn ganz gut mithalten konnte und verhinderte, dass das Spiel total einseitig ausfiel - zur Pause stand es 5:5 unentschieden. Nach der Pause schaltete Littler dann aber einen Gang höher und Clayton konnte nur noch ein weiteres Leg gewinnen. Ein Luke stand also im Finale und es wirkte nicht so, als könnte ihn bei diesem Turnier jemand stoppen.

Das zweite Halbfinale war von Anfang an eine Einbahnstraße - Wade wirkte immer noch mehr als entschlossen und Josh Rock fand keinen Weg um mit dem umzugehen, was da über ihn hereinbrach. Er konnte gegen seinen gnadenlosen Gegner lediglich zwei Legs gewinnen.
Und so trafen im Finale der diesjährigen UK Open Luke Littler und James Wade aufeinander. Mit Luke Littler hatten viele gerechnet, aber wer hätte vor dem Turnier schon auf James Wade gesetzt?
Wade hatte dann aber im Finale überhaupt keine Chance gegen Littler, der sich eindeutig auf einer Mission befand und keinerlei Schwäche zeigte. Wade spielte einen Durchschnitt von unter 90, hatte wohl auch Probleme mit seinem Knie und verletzte sich auch noch an einem Dart - und verlor mit 2:11 gegen einen vollkommen unbeeindruckten Littler.

Während noch die letzten Interviews mit dem Sieger liefen, fing die PDC bereits an, die Bühne und das Drumherum im Sky Pavillon abzubauen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell das geht.
Alles in allem war es ein gutes Turnier. Die Leistungen der deutschen Spieler waren leider nicht so toll in diesem Jahr, aber es waren ja auch viele Tour Card Neulinge dabei, die sich auch erst einmal an die Pro Tour und die Bühnen Turniere gewöhnen müssen. Etwas fehlte mir in diesem Jahr auch der Außenseiter, der eine Run im Turnier hat. Am letzten Turniertag waren die Top 32 des Order of Merit unter sich. Wenn ich mich auch darüber freuen kann, dass James Wade anscheinend wieder besser in Form kommt, tat es mir ein bisschen leid, dass es auf Kosten von Luke Humphries geschah - ein Luke v Luke Finale wäre vielleicht ausgewogener gewesen als das etwas unbefriedigende Finale, das wir in diesem Jahr bei den UK Open gesehen haben.
Nur vom Meeresrauschen begleitet machte ich mich das letzte Mal auf den Rückweg zu meiner Unterkunft. Minehead hatte Luke Littlers Sieg bei den UK Open nicht zur Kenntnis genommen...