Weihnachtszeit

Weihnachtszeit...
Es ist wieder einmal diese Zeit des Jahres - die meisten Menschen denken an Weihnachten während die Dartspieler und die Dart Fans andere Prioritäten haben. Es ist der Monat, in dem nicht nur eine sondern gleich zwei Weltmeisterschaften stattfinden - nun, wenn man genau sein will, sind es tatsächlich sogar fünf Weltmeisterschaften - und wir sitzen alle auf unseren Sofas und kleben an den Fernsehschirmen ganz egal ob es draußen schneit oder regnet und nehmen die Hektik um uns herum gar nicht wirklich wahr.

Vielleicht nehmen wir unsere Umwelt während der WDF Weltmeisterschaften in Lakeside noch ein bisschen mehr wahr. Keiner wird bestreiten, dass der Standard, der dort gespielt wird, deutlich niedriger ist, als bei der PDC Weltmeisterschaft und auch nicht, dass einige Spiele langweilig sind und sich ziemlich vor sich hinschleppen.

Dieses Jahr war es noch schwieriger als sonst, weil unter den Gesichtern des Männer-Turniers nicht allzu viel bekannte Spieler waren. Es gab eine Menge Australier - sowohl gesetzte als auch nicht gesetzte, einige internationale Spieler, die man als Home Nation Qualifier auf der PDC European Tour schon gesehen hatte wie Patrik Kovacs oder Dennis Nilsson, ein paar WDF Turnier Sieger wie Jimmy van Schie - über den man schon einiges gehört hatte, auch wenn mir nicht bewusst war, dass er als Favorit ins Turnier ging, ein paar Spieler, die schon bei der BDO gespielt hatten, wie Mark Barilli, Neil Duff oder Gary Stone und ein paar Spieler, die auch schon bei der PDC gespielt hatten, aber nicht erfolgreich genug gewesen waren, um dort zu bleiben oder sich keine Tour Card holen konnten wie Darren Johnson, Matthew Edgar, Brian Raman oder sogar auch Shane McGuirk.
Und da gab es dann noch den siebzig Jahre alten Paul Lim...

Ich hatte absolut keine Ahnung, wer am Ende gewinnen könnte, auch wenn ich - nach seinem ersten Spiel - Shane McGuirk zu meinem Favoriten auserkoren hatte.
Beim Frauen Turnier war eine Vorhersage deutlich einfacher - viele der Namen kennt man, viele hat man auf der PDC Women's Series auch schon spielen sehen und es gab keinen Zweifel daran, dass Beau Greaves die wahrscheinlichste Siegerin war, auch wenn sie momentan nicht in Bestform ist.
Bei den Jugend Turnieren hatte ich mir gar keine Gedanken gemacht, sie sind immer schwer vorhersehbar - viele der jungen Spieler sind einfach noch zu unbeständig.

Das Turnier hatte einen trägen Beginn mit den Erstrundenspielen der Frauen und Männer und ich muss gestehen, dass ich nicht immer konzentriert zugeschaut habe und auch einige Spiele gar nicht gesehen habe. Bei den Frauen schaute ich etwas aufmerksamer hin und war ziemlich beeindruckt von Jitka Cisarova, die ich noch nicht hatte spielen sehen, und doch ein bisschen enttäuscht von Kirsty Hutchinson, die ich schon besser gesehen hatte. Mir gefiel das Spiel zwischen Torbjörnsson und McGuirk, das nicht so einseitig war, wie es das Ergebnis erscheinen lässt. Eine ziemliche Überraschung war für mich, dass Sophie McKinlay Lisa Ashton aus dem Turnier warf. Da es in der Abend-Session ausgetragen wurde, sah ich Paul Lims ersten Sieg und dachte, wie schön für ihn, dass er gewonnen hat. Ich verpasste Jimmy van Schies erstes Spiel irgendwie, sah aber Lims Sieg über Kai Fan Leung. Es war für die beiden engen Freunde ein schwieriges Spiel. Das Neil Duff/Reeve Colley Spiel war spannend. Rhian O'Sullivan enttäuschte, aber Lerena Rietbergen spielte gut. Shane McGuirk gewann weiter, Paul Lim ebenfalls.

Das Turnier wurde noch interessanter als auch die Jungen mit ihrem Event begannen - was für ein unglaubliches Spiel spielte der junge Belgier Lex Paeshuyse! Jimmy van Schie schied gegen Jarno Bottenberg aus, der Paul Lims nächster Gegner war, aber auch ihn schlug Lim und stand jetzt in den Halbfinalen. Lims Spiele waren keine leichte Kost wegen Lims langsamen Spiel Rhythmus - besonders weil sie auch noch sehr spät am Abend stattfanden - aber zu sehen, wie sicher er auf den Doppeln ist und wieviel Freude ihm es macht zu spielen und mit den Zuschauern zu interagieren, war fantastisch.

Und plötzlich war schon der Halbfinaltag da, eine etwas gemischte Erfahrung, weil wir doch ziemlich viele einseitige Spiele sahen, in denen Paige Pauling, Sophie McKinlay, Archie Self, Beau Greaves, Shane McGuirk und Paul Lim dominierten. Nur das Jungen Halbfinale zwischen Jenson Walker und dem Deutschen Florian Preis war ein engeres Spiel.

Der Finalabend begann mit den Mädchen und eine sehr energische Paige Pauling schlug eine etwas unglücklich spielende Sophie McKinlay, die chancenlos blieb. Das Jungenfinale verlief etwas überraschend, da nicht der Favorit und der als Nummer 1 gesetzte drei Jahre ältere Jenson Walker die Situation problemlos in den Griff bekam, sondern Archie Self, der ziemlich unbeeindruckt wirkte und das Spiel gewinnen konnte.
Nach dem ersten Set, das Sophie McKinlay gewinnen konnte, war das Frauenfinale eine eindeutige Sache für Beau Greaves, die tatsächlich ihren Titel zum zweiten Mal verteidigen konnte.
Das Finale der Männer schaute zu Beginn sehr einseitig aus, Shane McGuirk war zu stark für Paul Lim und führte schnell mit 4:0. Aber Lim hatte das Spiel noch nicht abgeschrieben und konnte dann doch noch drei Sets gewinnen bevor McGuirk mit 6:3 gewann. Für mich ein faires Ergebnis für beide Spieler - natürlich hatten es viele Lim gegönnt den Titel zu holen, aber wenn man die Leistungen beider Spieler während des gesamten Turniers betrachtet, war McGuirk einfach besser und der verdiente Sieger.

Viele Leute werden heute sagen, dass die PDC Weltmeisterschaft die eigentliche Weltmeisterschaft ist und viele werden sogar bezweifeln, dass eine WDF Weltmeisterschaft überhaupt noch gerechtfertigt ist, aber für mich ist der Einsatz der WDF, auch Nicht-Profis eine Bühne für eine eigene Weltmeisterschaft zu geben - und zwar nicht nur den Männern, sondern auch den Frauen, Jungen und Mädchen - auf jeden Fall der Mühe wert und begrüßenswert. Die diesjährigen WDF Weltmeisterschaften haben einmal mehr gezeigt, was den Dartsport eigentlich ausmacht - er ist ein Sport für Jung und Alt, für Frauen und Männer - und, um politisch korrekt zu sein - auch für alle die dazwischen stehen oder sich nicht einordnen lassen - , ein Sport der unterhält, begeistert, spannend sein kann und immer wieder für Highlights sorgt - das unglaubliche Spiel des 13-Jahre alten Lex Paeshuyse, Sophie McKinlay, die sowohl bei den Mädchen als auch bei den Frauen im Finale stand, selbst wenn sie beide verlor, Beau Greaves, die gerade Mal 20 Jahre alt ist und die Frauen Weltmeisterschaft schon zum dritten Mal gewonnen hat, den allerersten Irischen Weltmeister und eine siebzig Jahre alte Legende, die 34 Jahre nach dem bisher einzigen Neun-Darter auf der Bühne in Lakeside auf der gleichen Bühne zum ersten Mal im Finale steht - lauter bemerkenswerte und - zur Jahreszeit passend - auch herzerwärmende Geschichten.

Jetzt freue ich mich auf die PDC Weltmeisterschaft, auch wenn das Märchen des 70-Jährigen Paul Lim schwer zu toppen sein wird, ganz egal, was die "andere" Weltmeisterschaft bringen wird.






Kontakt © Global Darts. All Rights Reserved. Impressum