Sie nennen ihn "The Dragon" und er ist ein ehemaliger Weltmeister. Er hat sich bei seinem Sport in Ruhm baden können, einem Sport, den manche als
"richtige Mischung aus Geschicklichkeit und Intellekt" bezeichnen. Auch wenn er älter geworden ist und jetzt Familie hat, ist er immer noch hoch
angesehen, trainiert viel und reist häufig, um noch einen weiteren Weltmeister Titel hinzufügen zu können. Und er ist im Augenblick einer der
bekanntesten und beliebtesten Förderer seines Spiels.
Aber wer ist the Dragon? Und bei den kürzlich aufkommenden Gerüchten, dass man versucht seinen Sport als Demonstrations-Sportart bei den
Olympischen Spielen 2012 in London unterzubringen muss man sich auch fragen: Warum sind die olympischen Spiele in London? Warum nicht in Toledo?
Dieser "Dragon" ist nicht Rob Heckmann, auch wenn auf diesen die Beschreibung und alles im ersten Abschnitt erwähnte zutreffen würde. Heckmann ist
tatsächlich dreifacher Medalist Single Champion. Er ist auch - sagt zumindest Stacy Bromberg - von Kopf bis Fuß der perfekte Mann. Und er ist
ein Feigling. Ich bat ihn um ein Interview und er tauchte ab, wie ein kleiner Junge auf einem Dodge Ball Feld. Wahrscheinlich hat er sich mit
Dave "Boy" Green unterhalten.
Der "Dragon" von dem ich hier rede, ist Dave Kockwood. Er ist aus Silver Spring in Maryland und ist im Augenblick die Nummer 5 der Welt. Und es
gibt wirklich - zumindest kann man das in "Winking World", der Zeitschrift über Turniere, Strategie und Technik seines Sports lesen - eine
Kampagne ihn als Demonstrations-Sport-Art bei den olympischen Sommer-Spielen 2012 zu zeigen. Aber es handelt sich nicht um Darts. Sondern um
Flohhüpfen.
Ja, Du hast richtig gelesen. Flohhüpfen. Außer in meiner letzten Kolumne habe ich noch nie über etwas geschrieben, was so vollkommen absurd
gewesen wäre.
Natürlich gibt es jede Menge Randsportarten da draußen und alle haben ihre verrückten Anhänger und Weltmeister. Da gibt es Extrembügeln, Conkers
und sogar Ehefrau-Tragen. Aber keiner, der sie ausübt und auch keiner der Fans ist so verrückt anzunehmen, derartige einfältige Aktivitäten wären
einer Legitimation wert, die olympische Akzeptanz mit sich bringt.
Vielleicht fragst DU Dich, was Extrem-Bügeln ist? Gemäß der offiziellen Internetseite ist es die neueste Extremsportart, die die Spannung einer
extremen Freiluftaktivität mit der Befriedigung über ein gut gebügeltes Hemd verbindet. Die Wettkämpfer klettern auf einen Berg oder fahren
Snowboard oder springen mit einem Fallschirm und bügeln dabei Kleidungsstücke.
Conkers? Conkers sind die harten braunen Früchte, die man in den pieksigen grünen Schale findet, die jeden Herbst von den Kastanien-Bäumen fallen.
Sie werden gesammelt, man durchbohrt sie und zieht sie auf Bindfaden auf. Zwei Gegner finden sich dann wie Gladiatoren (oder Dartspieler) zusammen.
Einer lässt seine Kastanien so rund einen Fuss von seiner Hand herabhängen, während der andere versucht, sie mit seinen Kastanien am Faden zu
zerschmettern.
Ehefrau tragen? Bei diesem "Sport" rennen die männlichen Wettkämpfer im Uhrzeigersinn durch einen Hindernis-Parcours und tragen dabei ein
weibliches Team-Mitglied. Die schnellste Zeit gewinnt. Klar dürfte sein, dass dieser Sport recht gefährlich ist, es gibt häufig
Bandscheibenvorfälle, gebrochene Arme und Beine, Rückgrat-Verletzungen, Gesichtsverletzungen, Schädelverletzungen, Leistenbrüche und diverse
andere Verletzungen einschließlich Todesfällen. Der Sieger gewinnt das Gewicht der Frau in Bier.
Und dann gibt es Flohhüpfen oder "Tiddies", wie es manchmal liebevoll genannt wird.
Wenn wir an Flohhüpfen denken, wird den meisten von uns das alte Milton Bradley Spiel einfallen mit diesem kleinen Topf und den bunten blauen,
grünen, roten und gelben Plastikscheiben, mit denen wir als Kinder gespielt haben und das wir dann in irgendeinem Schrank verstaut haben, wo es
verstaubte, weil es dumm, langweilig, uninteressant und nicht reizvoll war, was es immer noch ist. Wir wussten nichts davon (und wenn wir es
gewusst hätten, hätte es uns auch nicht interessiert), dass es im viktorianischen Zeitalter sehr geschätzt wurde und dass sogar Prinz Philip, der
aussieht, als wäre er im viktorianischen Zeitalter geboren, ein kleiner Flohhüpf-Fan war.
Ganz bestimmt hätten wir uns nicht vorstellen können, dass wir, hätten wir immer hart trainiert, als Erwachsene vielleicht einmal den Titel "Top
Schwachkopf" (eigentlich "Top Winker") hätten in Anspruch nehmen können und für Ruhm und Ehre bei den olympischen Spielen hätten kämpfen können.
Nein wirklich.statt dessen haben wir, weise Männer und Frauen die wir sind - ehemalige Baseball, Basketball und Fußballspieler und Barkeeper -
als wir erwachsen wurden angefangen zu trinken, zu rauchen, Darts zu spielen und ab und zu gefüllte Chilischoten zu verschlingen. Wir sind die
wirklichen Athleten.
Aber die echten Flohhüpf-Wettkämpfer - die die an der Spitze ihres "Sports" kleine Kunstoffplättchen herumschnippen - bestehen darauf, dass das,
was sie tun, eine ernsthafte Beschäftigung ist und auch ziemlich wild. Wie der Dragon sagt:" Manchmal ist es hart, wenn man all den Spott ertragen
muss, der einem entgegen schlägt, wenn man sagt, dass man Flohhüpfen ernst nimmt. Aber es hat wirklich ein körperliches Element." Na ja.
Wie auch im Dartsport gibt es standardisierte Regeln, genaue Vorgaben zu Farbe und Größe der Scheiben, den "Squidger" (das ist die Scheibe, mit
der man die anderen Scheiben in den Topf befördert), den Topf und das Spielfeld.
Es gibt verschiedene Dachverbände - die "English Tiddlywinks Association(ETwA), die Nord Amerikanische Tiddlywinks Association und den obersten
Verband: die "International Federation of Tiddlywinks Associations (IFTwA)", und alle scheinen, wenig überraschend, besser geführt zu werden als
die British Darts Organisation. Die Zentren des Flohhüpfens sind schon seit vielen Jahren Bastionen sportlichen Heldenmuts: die Universität von
Cambridge und das Massachusetts Institut für Technologie.
Und genauso wie im Dartsport gibt es auch eine spezifische Sprache - auch wenn Bobby George nicht für sich in Anspruch nehmen kann Teile davon
erfunden zu haben. Ein "Doubleton" ist ein Häufchen, bei dem zwei eigene Scheiben von einer einzelnen, "feindlichen" Scheibe bedeckt sind. Von
einem "Squop" spricht man, wenn man eine Scheibe so spielt, dass sie auf einer anderen zu liegen kommt. Unter einem "Scrunge" versteht man, dass
eine Scheibe aus dem Topf abprallt. Und ein "Gromp" ist ein Versuch einen Stapel auf eine weitere Scheibe hüpfen zu lassen. Wenn Du jetzt unter
den 80 Prozent warst, die bei der letzten Abstimmung von Dartoids World gedacht hast, dass all diese Begriffe aus dem Turniertanz, Quidditch oder
E-Dart stammen, wird es Dich beruhigen, dass Du nicht der einzige bist, der nichts über sinnlose Sport Trivialitäten weiß.
Wie auch beim in Finnland entstandenen "Frauen Tragen" und in Darts - und auch im Extrem Bügeln und Conkers - ist der momentane Flohhüpf Champion
britisch. Als man seinen Teamkamaraden und ehemaligen Weltmeister Dr.Patrick Barrie von der Universität Cambridge dazu befragte, wie er die Chancen
seines Sports einschätzen würde, vom Olympischen Komitee 2012 akzeptiert zu werden, antwortete er: "Ich würde ja meine Daumen drücken, aber ich
darf keine Verletzung riskieren". Eigentlich war das ja seine Antwort auf eine vollkommen andere Frage, aber was soll's.
Vor kurzem fand die Flohhüpf Weltmeisterschaft 2011 in der St.Andrews Church Hall in Hull statt. Die unter uns, die darauf hoffen, dass der
Dartsport die Anerkennung erfährt, die er verdient, sollten Notiz nehmen, von dem was dort geschah - und hoffen, dass das olympische Komitee
das auch tut. Hier ein Bericht aus erste Hand (leicht gekürzt) von NUSE International, also eher ein fiktiver Bericht, aber auch in diesem Fall:
was soll's.
In den vergangenen Jahren war die Flohhüpf Weltmeisterschaft eine ruhige aber trotzdem aufregende Veranstaltung, an der Familien aus aller Welt
teilnahmen. Während der diesjährigen Meisterschaft aber wurden die Offiziellen und die gegnerischen Zuschauer mit unorthodoxem Verhalten und Gewalt
konfrontiert.
Das hat in der Flohhüpf-Gemeinschaft für Empörung gesorgt und einige der diesjährigen Spiele wurden von Veteranen boykottiert. Trotz der eher
entspannten Natur des Spiels haben die ansteigende Popularität und auch die größeren Fertigkeiten der Jugendlichen unter den älteren Spielern für
Bestürzung gesorgt.
Der erste Zwischenfall ereignete sich bei der Eröffnungszeremonie der Weltmeisterschaft 2011, als der Tour-Frischling Dale Mac, 19, den Flohhüpf
Tour Veteranen Nigel Simmons, 74, mit verbalen Beleidigungen beschimpfte, darunter auch solche beleidigende Sätze wie: "Ich wette Du magst kleine
Schwänze, Großvater!" wonach Simmons wich weigerte gegen ihn anzutreten nachdem er ihn zunächst mit einem Stuhl und einem halb-gegessenen Apfel
vor dem gedrängt stehenden Publikum von beinahe 20 Leuten angegriffen hatte - der größten Zuschauerzahl, seit Beginn der Weltmeisterschaft.
Die International Federation of Tiddlywinks traf sich in Brüssel um über diese Vorfälle zu diskutieren. Die Diskussionen wurden allerdings durch
Mac unterbrochen, der mit einem geschärften, metallenen Floh in der einen Hand und einer halben Flasche Frosty Jacks in der anderen in den Raum
stürmte. Mac, der dabei war seinen Weltmeisterschafts-Titel zu feiern, wurde aus dem Raum entfernt, aber draußen auf dem Flur kam es zu einem
Kampf zwischen Mac und Simmons, die beide nicht mit dem Verhalten ihres Gegners während der Weltmeisterschaft einverstanden waren.
Beide Spieler wurden jetzt von der International Federation of Tiddlywinks so lange gesperrt, bis die Probleme gelöst sind, was wahrscheinlich
nicht vor der Meisterschaft im nächsten Jahr geschehen wird. So ist ein tiefer Graben zwischen den beiden Wettkämpfer und ihren jeweiligen
Anhängern entstanden.
Als Ergebnis wurden jetzt die Sicherheitsvorkehrungen für das nächsten Flohhüpf-Tour Event in Übersee verstärkt, dass im August in Portsmouth
stattfinden wird. Eine der Vorkehrungen war es ein Wache zu engagieren: Dave, einen Packhelfer des örtlichen Tesco. Der Verband hofft, dass das
Event im normalen Rahmen ablaufen wird, es ist das älteste und lukrativste aller Turniere des Jahres mit einem Preisgeld von beinahe 20 Pfund.
So, dass war's!
Flohhüpfen, wie es von "The Dragon" gespielt wird, ist ein einfaches Kinderspiel, dass von dysfunktionalen erwachsenen Genies mit einem Hang zur
Gewalttätigkeit gespielt wird.
Darts dagegen, wird von einem anderen Dragon gespielt. Es ist ein ernsthafter Sport, der von Gentlemen ausgeübt wird - Vorbildern für folgende
Generationen - die, wenn wir vielleicht auch von unseren Schulnoten her nicht nach Cambridge oder ans MIT kommen können und obwohl wir ab und an
einen "Schluck" brauchen, schlau genug sind um zu erkennen, dass Flohhüpfen schlicht und einfach blöd ist...
Und niemals, ganz sicher nie - da kannst Du sicher sein - wurde eine Dart-Weltmeisterschaft dadurch getrübt, dass ein Spieler einen anderen mit
einem Stuhl und einem Apfel angegriffen hätte.
Flohhüpfen verdient es nicht, bei den olympischen Spielen 2012 vorgeführt zu werden.
Darts verdient es!
Und die olympischen Spiele sollten nach Amerika verlegt werden.
Vor Ort
Dartoid