Im Bullseye eines Hurrikan - Teil 2

Mit meiner Kreuzfahrt Karte war ich schon beinahe auf der Grand Princess, nur eine Gangway entfernt vom Check-in. Zwei Wochen und neun Häfen lagen vor mir (Aruba, Curacao, Grenada, Barbados, St. Vincent, Antigua, St. Thomas, Dominicanische Republik und Grand Turk), da würde ich wohl mehr als genug Chancen haben meine Mission zu erfüllen - nämlich den Dartsport an neuen Orten zu finden. Und da auch fünf Tage auf See vor mir lagen, könnte ich schon beinahe sagen "Mission erfüllt", sollte es an Bord ein Dartboard geben.
Daher dreht sich mein heutiger Artikel um Dart an Bord eines Schiffs.

Vielleicht erinnert ihr euch ja noch daran, dass ich schon früher Kreuzfahrten gemacht hatte. Tatsächlich habe ich schon 40 Tage und Nächte auf den identischen Schwesternschiffen der Grand verbracht - der Star und der Golden - und bin um den Southern Cone und die Pazifik Küste Amerikas gekreuzt. Auf meiner ersten Princess Kreuzfahrt hatte die Star tatsächlich ein Dartboard und ich war auf dem ganzen Weg heim von Uruguay mit dem Versuch beschäftigt, 180er zu werfen. Also hatte ich mir auf der Golden auf der Kreuzfahrt von Kalifornien nach Kanada einen kurzen Überblick über das Schiff verschafft, musste aber feststellen, dass sie kein Board dabei hatte. Würde jetzt das dritte der Schiffe eines haben oder nicht? Während ich die Gangway hochlief hatte ich noch eine Ahnung, obwohl ich vorher sämtliche verfügbare Unterlagen unter die Lupe genommen hatte. Aber das würde ich als Erstes herausfinden! Ich kenne ja nicht nur dieses labyrinthische Schiff bereits in und auswendig, ich kenne auch sämtliche Tricks damit es eine tolle Kreuzfahrt wird. Als Erster an Board und als Erster dabei und als Erster wieder weg, das ist meine Politik. Und das alles beginnt, wenn die Maschine...

"Bing! macht. Juhu, ich bin an Board! Und schiebe mein Gepäck durch das X-Ray. "Willkommen an Board!" Ich stürme an den Photographen vorbei " Entschuldigung, später bitte" und brauche keinen Blick auf den Plan werfen. Emerald Deck 510. Das Schloss blinkt grün und schon bin ich in meiner Kabine. Ahhhh - war zwar die billigste Standard Innenkabine des Schiffs, aber ich hatte schon ein Upgrade bekommen - einen Blick aufs Meer! Einen leider etwas eingeschränkten Blick, Mist. Aber nur ganz wenig! Wahrscheinlich der beste eingeschränkte Blick an Board! Hurra! Indem ich den Rücken krümme und in meinen Taschen nach der Fahrkarte fische, schnappe ich mir auch gleichzeitig noch mein Dartcase ( das ich vorsichtshalber aus dem einzucheckenden Gepäck in mein Handgepäck verschoben hatte und damit sowohl die Luft - als auch die See Security ausgetrickst hatte und natürlich auch die Gepäckträger der Princess, die ja Tausende von Gepäckstücken von Hand ausliefern müssen) "Da sind ja meine Darts"! Und während nun die meisten Passagiere erst eintreffen, das Schiff erforschen oder in ihren Kabinen mit Fernbedienungen oder Zimmer-Service Menüs herumspielen, gehe ich zwei Decks tiefer am Kasino vorbei und der Raucher Bar und dem Snooker und sehe nach, ob sich vielleicht in der gleichen Ecke bei der Star Princess in Dartboard versteckt...

Tut es aber nicht. Und gleichzeitig mit meinem Herz sank auch das Schiff ein bisschen. Also doch keine Chance an Bord zu werfen. Oder es anderen Leuten beizubringen oder Leute beim Spielen kennen zu lernen. Keine 180er auf hoher See. Dann seufze ich schwer und schaue mich um.
Und in der anderen Ecke - ein richtig gutes Sisal Board auf einer Korkplatte. Die Beleuchtung ist auch anständig. Und das, obwohl die Pub Türen zwar offen sind, die Bar aber noch geschlossen hat und niemand da ist, auch keine Kellner, nur ich.
Ich mache also mein Dartcase auf und stecke Flights in meine schon um die Welt gereisten Dat und werfen ein paar Mal. Ich werfe Darts auf einem Schiff. So einfach bin ich zufrieden zu stellen. Das Schiff liegt noch am Kai, aber schon hat die Reise gut angefangen.

Bevor wir in Fort Lauderdale ablegten hatte ich noch Zeit genug in mein Zimmer zurückzukehren, mir die Fernsehkanale anzuschauen und alles über die Unterhaltungsangebote der kommenden Tage und die Aktivitäten morgen durchzulesen. Zu meiner Überraschung hatte die Grand Princes im täglichen Newsletter, der Princess Patter, auch aufgelistet "Dart Wettkampf, Snooker, 17.30." Auf der Star boten sie Darts lediglich alle 14 Tage einmal an, ich war begeistert, dass es hier zum täglichen Angebot gehörte. Und natürlich wollte ich so oft wie möglich teilnehmen, manchmal freilich hatten die Häfen Priorität. Die meisten Spiele habe ich gewonnen, es waren überwiegend irgendwelche Variationen kurzer, einfacher Spiele. Ich verlor, indem ich jemand von den Zuschauern einen Wurf für mich übernehmen ließ, aber ein oder zwei Mal wurde ich auch wirklich geschlagen. Den gewonnenen Champagner gab ich an denjenigen weiter, der den meisten Spaß zu haben schien, gleichgültig ob Zuschauer oder Spieler.

Ich habe viele ermutigt zu kommen, und einige kamen auch wirklich oft und ein paar Leuten habe ich auch das Spielen beigebracht. Ich habe mich mit den Barkeepern und den Kellner angefreundet und auch sie zum Werfen animiert. Ich lernte auch die Angestellten kennen, die für die Aktivitäten zuständig waren und überredete sie noch mehr Champagner vorbeizubringen und für jeden einen Preis. Und ich freundete mich auch mit dem Kreuzfahrt Direktor an, einem Veteranen aus England, der extrem hilfsbereit war. Zum einen nahm er jeden Tag die Aktivitäten auf Video auf und kündigte während der Zusammenfassung an, dass ein Reise Blogger und Dart-Experte an Board wäre, was eine Hilfe dabei war, andere Passagiere zum mitspielen zu ermuntern. Daneben brachte er mich in Kontakt mit der Muttergesellschaft, so dass ich versuchen konnte die Sicherheit ihrer Set-Ups zu verbessern. Zum Beispiel hatte das Board weiche runde Drähte und es gab deshalb viel zu viele Bouncer (glaubt ihr nicht auch, dass mehr Dartspieler Kreuzfahrten machen würden, wenn sie wüssten, dass es an Board einen vernünftigen Dartbereich gibt?). Als die Reise zu Ende ging, hatte ich ein paar regelmäßige Spieler gewonnen, die Dart nie verpassten, selbst, wenn Gesellschaftsabend war. Und selbst wenn ich auf den Inseln keine Darterfahrungen sammeln könnte, hatte mir die Princess jede Menge Dart Erinnerungen mitgegeben. Und Freunde.

Und dann gab es auch noch in Snookers neben all den signierten Fanartikeln auch noch einen Wimpel für meine geliebten Trailblazers. Und, da ich gerade schon von Sport spreche, diese Kreuzfahrt fiel mit dem Ende der MLB Baseball Liga zusammen, sowie Dutzenden von NCAA und NFL Football Spielen, dem Aufwärmen der NBA; FIFA Fußball und dem Breeders Cup - mehr als genug sportliche Unterhaltung. Es war schon etwas seltsam, die World Series auf einem schwimmenden Großbildschirm in der karibischen Nacht zu verfolgen oder wenn der Kapitän auftauchte, während man vom Jacuzzi aus Delphine beobachtete und das Ergebnis eines wichtigen Pferderennens verkündete.

Diese 180 habe ich allerdings nie geworfen. Ich war ein paar Mal nahe dran. Und mir gelang so etwas Ähnliches wie ein Deadeye auf hoher See. Ich warf ein erstes Bullseye, der zweite Dart traf, blieb aber nicht stecken und rutschte wieder heraus und dann traf ich mit dem dritten Dart wieder - ich schwöre, sie waren alle drei da drin!. Aber ganz ehrlich: für mehr als ein paar wenige Stunden echtes Training während der letzten Tage auf See hatte ich einfach keine Zeit. Es gab einfach viel zu viel zu tun, viel zu viele neue Menschen, Orte und Vergnügungen zu genießen, ganz abgesehen vom blauen Himmel und dem Wasser. Aber gelegentlich gelang es mir, einen verbeikommenden Briten oder einen dienstfreien Niederländer zu einem Spiel 501 zu überreden bei dem es nicht notwendig war, Tipps und Ratschläge zu geben oder sie mit meinem Enthusiasmus zu überzeugen. Dann waren wir nur zwei Kumpel, die beide mit Respekt vor dem Spiel Dart spielten.

Im Jugendbereich fand ich tatsächlich auch noch ein E-Dart Board. Aber verglichen mit all den Hi-Fi Wi-Fi Sci-Fi Maschinen und Spielen unter denen die Teenager wählen konnten, schien es beinahe nur Dekoration zu sein.
Und ich fand auch heraus, warum die Grand und die Star im Gegensatz zur Golden Dartboards haben. Die Erklärung? Zwei der drei Schwesternschiffe verbringen das halbe Jahr in Europa, die Golden nicht. Das mag banal sein, für mich aber war es wichtig und auch für die Kreuzfahrt, die ich mir als nächste aussuchen werden. Weil nichts über Darts an Board geht.

Zumindest solange nicht, bis man den Kapitän über Intercom hört:
"Guten Abend allerseits! Unglücklicherweise weist unser Wetterbericht darauf hin, dass der tropische Sturm in der Nähe von Barbados sich zum Hurrikan Thomas ausgewachsen hat. Wir werden versuchen ihn zu umfahren und daher die ganze Nacht mit Höchstgeschwindigkeit durch die raue See pflügen. Es dürfte klar sein, dass man sich vorsichtig bewegen sollte und wir hoffen, dass der Hurrikan Thomas an Land keine Schäden anrichten wird und keine Auswirkung auf unsere Reiseroute haben wird."

Wow. Also - es gibt bestimmt nichts Besseres als Dart auf einem Schiff, das einen Hurrikan jagt. Episch.

Over und Double Out.








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