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Die folgenden Gedanken beruhen auf Methoden, die ich verwendet habe, um Spielern mit Dartitis zu helfen. Da ich damit eine Menge Erfolg hatte, stelle ich diese "Ansichten" hier öffentlich vor.
Bitte seid euch darüber im Klaren, dass der folgende Blog alleine auf meinen Gedanken und Ansichten basiert. Nur ein Sport Psychologe ist dafür qualifiziert, Meinungsäußerungen in Fakten umzuwandeln.
Wie alle anderen Ratschläge, die du in deinem Leben überdenkst, sind auch sie mit Vorsicht zu genießen. Es gibt nicht die einzige, allgemein gültige Antwort darauf, wie man etwas tun sollte.

Golfspieler investieren schon seit langem Millionen von Dollars, um den Yips zu ergründen. Wenn es also um den Yips oder die entsprechend Erscheinung im Dartsport, die Dartitis geht, gibt es keine wirkliche Antwort darauf, wie oder warum sie entsteht.

Als Teenager hatte ich Problemen mit Stottern, wenn ich gezwungen war öffentlich zu sprechen. Ob es im Unterricht oder bei Reden anlässlich von Auszeichnungen war, konnte ich in meiner Vorstellung meine Dankbarkeit und mein Wissen über meine Fertigkeit entsprechend zum Ausdruck bringen, aber sobald ich die Worte tatsächlich abliefern sollte, fing ich an zu stottern und meine Worte durcheinander zu werfen.
Das ist ein ähnliches Gefühl, wie es mir Menschen mit Dartitis geschildert haben, die versuchen zu spielen.
Je mehr Fragen ich ihnen stellte, um so frustrierter wurden sie, weil sie nicht wussten, was mit ihnen geschah.
In Wirklichkeit aber veränderte sich einiges.
Ich habe eine Menge Menschen gesehen, die versuchten zu erklären, wie man Dartitis "heilen" kann, aber genau wie beim Stottern ist es so, dass du sie nicht los werden kannst, wenn du nicht weißt, warum sie geschieht. Selbst wenn die "Heilung" etwas ist, was den Leuten auch ohne Einschreiten gelingt.

Hoffentlich kann dieser Artikel ein bisschen des "warum" und was genau geschieht, erklären, kann dazu führen Dartitis etwas besser zu verstehen, damit du dich zur Kontrolle über dein Spiel zurückkämpfen kannst.
Nach meiner Bilanz habe ich eine ordentliche Erfolgsrate beim Loswerden der Dartitis. Aber ich hatte auch das Glück, mit Leuten zu arbeiten, die sich noch in der Anfangsphase befanden.

Zunächst muss man herauszufinden, was der Auslöser für das erste Auftreten war. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle tragen im Wesentlichen die folgenden Faktoren dazu bei:

• Man ist einem Spiel oder einer Umgebung ausgesetzt, die einem physisch und emotional an seine Grenzen bringt
• Das Ergebnis hat eine Kampf-oder Flucht Reaktion ausgelöst und der Spieler musste dadurch seinen Wohlfühlbereich verlassen
• Man hat nicht das erwartete Ergebnis erreicht oder die Erwartungen wurden nicht erfüllt
• Man bewertete die Ereignisse überempfindlich, das schließt auch die Körpermechanik mit ein
• Der Wunsch, seinen Dart Wurf bewusst kontrollieren zu können

Diese Szenarien bergen einen Konflikt für die Spieler in sich.

In anderen Mental-Training Blogs sprechen wir über bewusste v unbewusste Einstellungen. Die Dartitis beginnt, wenn die Kontrolle unseres Bewusstseins über den Wurf zu stark wird.

Wie ich Dartitis verstehe

Das Bewusstsein erstellt sich eine Reihe von Markierungen, die die Mechanik des Körpers braucht, um den Abwurf des Darts einzuleiten. Das Bewusstsein versucht Entscheidungen zu treffen - von der Höhe des Ellbogens bis hin zur Geschwindigkeit des Arms - von denen nicht abgewichen werden kann, weil sie als notwendig empfunden werden, um das Erwünschte zu erreichen.
Wenn du nur einen Bruchteil vom Plan deines Bewusstseins abweichst, wird das Bewusstsein einen mentalen Neustart erzwingen. Das ist wie bei einem Ausbilder, der von dir verlangt etwas perfekt/identisch zehn Mal nacheinander durchzuführen. Wenn der Wurf nicht den Erwartungen entspricht, wird der Lehrer fordern, alles zu beenden und noch einmal von vorne anzufangen.
Das Bewusstsein erdrückt dich fast mit der Forderung nach einer perfekten Technik bis diese mechanisch ausgeführt wird.
Während das geschieht wird der unterbewusste Rechner geradezu überrannt von bewussten Vorschlägen, wenngleich das Bewusstsein gar nicht alle Berechnungen anstellen kann, die nötig sind um einen Dart abzuwerfen (wegen der großen Zahl an Muskeln und Bewegungen, die dafür nötig sind) Und der Körper gerät in einen Zustand von Verwirrung und Konflikt. Das Ergebnis ist, dass man nicht entscheiden kann, welcher Teil des Verstands für den Prozess zuständig ist.

Was also machen wir?

Der erste Schritt ist es zu begreifen, dass wir ein Übermaß an Perfektion erwarten, das gar nicht zu erreichen ist.

Wenn man Spieler aufnimmt, wird deutlich, dass der Körper sich jedes Mal anders bewegt. Ich garantiere euch, dass, - wenn man ganz genau hinsieht - in einem Set noch nicht einmal zwei Darts identisch sind.

Wenn du vom Punkt A zum Punkt B gehst, wirst du auch nicht jedes Mal den gleichen Schritt gehen, auch wenn du viele Meilen gehen kannst, ohne das du je deine Augen von deinem Handy löst, also vollkommen abgelenkt bist.
Solange du bei deiner Gangart bleibst, kannst du solange gehen wie du willst ohne umzufallen.
Gehen ist ein wesentlicher Teil deines Lebens. Aber das ganz Projekt, der Prozess, ist etwas, was du fast dein ganzes Leben machst, warum solltest du dich darauf fokussieren müssen?
Das ist der entscheidende Punkt!

Du hast alles Vertrauen der Welt darin, dass dein Körper weiß, was er tun muss, damit er von A nach B kommt, ohne dass du dem Boden Beachtung schenkst. Deine Schritte kompensieren automatisch die natürlichen Unterschiede wie Steigungen, Mulden und Stufen. Du erlaubst deinem Körper, dass es ganz natürlich geschieht, weil du keinen Zweifel an deinem Können/ deinem internen Rechner hast.

Der Dartsport ist etwas, was wir erst später im Leben erlernen und wenn auch die Ergebnisse auf intensive Wünsche oder Begehren zurückzuführen sind, ist doch der Wurf etwas, auf das wir uns physisch und mental vorbereiten müssen.

Was du versuchen kannst

• Tipp 1: Fordere deine Denkweise heraus
  Als Dartitis Coach gebe ich der betroffenen Person einen Textmarker mit breiter Spitze und bitte sie zwei identische parallele Linien zu zeichnen.
  Die Linien müssen die gleiche Länge haben, immer exakt gleich voneinander entfernt sein und genau gleich dick sein
  Keine Lineale oder andere Materialen dürfen unterstützend eingesetzt werden, auch kein gefaltetes Papier, nur der Text Maker auf einem Blatt Papier - zeichne freihändig zwei identische Linien.
  Versuche es...
  
  Es ist unmöglich. Aber das Unterbewusstsein wird Anpassungen vornehmen, um das nicht perfekte zu kompensieren und dich dazu zu bringen zu denken, dass es okay ist. Es schaltet Schutzprotolle ein, die darum werben, dass du mit dem Ergebnis zufrieden bist.
  
  In dem Moment in dem du analytisch vorgehst und kritisierst, tritt das Unterbewusstsein in den Hintergrund.
  
  Du musst nicht perfekt sein, um ein Ergebnis zu erzielen.



• Tipp 2: Lerne deinen Körper Rechner und das was er tut, verstehen
  
  38 Muskeln, die eine Botschaft aussenden. Wie viele von ihnen glaubst du, kannst du bewusst gleichzeitig kontrollieren?
  
  • Pronator Teres (Unterarmmuskel): bewege dich ein bisschen nach rechts
  • Opones Pollicis (Handmuskel): Anpassung um 10 Prozent
  • Abductur Pollicis Brevis (Daumenmuskel): Öffne dich in Abständen von jeweils 1 mm für den nächsten Buchstaben
  
  Und all das innerhalb von Sekundenbruchteilen! Und nicht nur das, es gibt ja noch weitere 35 Muskeln, die daran beteiligt sind, diesen Text fertig zu schreiben und da sind Beinmuskeln, Nackenmuskeln, Rückenmuskeln und Brustmuskeln, die auch mobilisiert werden müssen, noch gar nicht mitgerechnet.
  
  Um einen Schritt nach vorne zu gehen braucht man rund 200 Muskeln. Wie oft denkst du tatsächlich bewusst an nur einen davon?



• Tipp 3: Bekomme deine Reaktion auf Dartitis in den Griff
  
  Wir spürten alle Mitgefühl mit dem jungen Spieler im Fernsehen, der mitten im Spiel von Dartitis befallen wurde.
  Man sollte sich bewusst sein, dass es etwas Natürliches ist und etwas, was man nicht vermeiden kann. Aber wenn man die emotionale Reaktion darauf kontrollieren kann, kann man dadurch die Auswirkungen begrenzen. Es ist im besten Fall sehr schwer Spiele zu gewinnen, wenn die Dartitis dich im Griff hat, du bist mental in einer Burnout Situation. Als erstes musst du die Erwartungshaltung beim Spielen los werden.
  Wenn du gerade mit einem internen Konflikt beschäftigt bist, ist es das letzte was du brauchst, wenn durch deine Gedanken Druck hinzugefügt wird oder alles noch komplexer wird.
  Bleibe ruhig und höre auf deinen Verstand und deinen Körper. Versuche herauszufinden, was deine Auslöser sind.
  Für mich war es eine Menge unnützen Lärms in meinem Kopf.
  Ich habe mich während Spielen mental zerstört, in dem ich versuchte Fehler und Probleme in der Technik zu finden oder wenn ich mich auf zu viel in meiner Umgebung fokussiert habe. Dadurch konnte ich mich nicht auf das Spiel fokussieren oder auf das, was ich tat und brachte mich selbst in einen Konflikt.
  
  Ich habe den Schwerpunkt zu sehr auf die Technik gelegt. Ohne ein unterstützendes, starkes mentales Spiel habe ich schnell kapituliert.
  
  So entwickelte ich einen Drei-Stufen Plan:
  
  
  1. Entspanne dich und fokussiere dich auf das, was dein Körper tut
  2. Bleib bei deiner Routine um einen Wurf vorzubereiten und atme zusätzlich noch einmal durch
  3. Blende so viel wie möglich von deinem inneren Monolog aus
  
  
  Ich überließ jeden Dart Wurf dem Unterbewusstsein und fokussierte mich nicht auf das Ergebnis. Ich gestand es mir bevor das Spiel anfing zu, dass ich verlieren könnte (entferne die Erwartungshaltung).
  
  Ich ging sogar so weit, dass ich mich darauf vorbereitete, dass Darts nicht das Board treffen würden und es trotzdem für mich okay wäre.



• Tipp 4: Werfe eine Woche lang keinen einzigen Dart
  
  Das Problem der Dartitis ist die Erwartung von Perfektion. Wenn du in der Lage wärst, drei perfekte Darts, vollkommen identisch, zu werfen...sind die Chancen gut, dass du nur 60 Punkte treffen würdest, weil du mit deinem zweiten und dritten Dart einen Robin Hood hättest.
  
  Wir brauchen das Unperfekte, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, die Abweichung von 1 mm bedeutet, dass du die Standard-Gruppierungsprobleme vermeidest.
  
  Mache die klar, dass du niemals in einem Set zwei identische Darts werfen wirst (wenn überhaupt jemals). Es wird immer fast unmerkliche Unterschiede geben. Manche wird man nur in Zeitlupe erkennen können. Wie auch immer, es gibt diese Unterschiede.
  Dein unterbewusster Rechner kümmert sich in Sekunden Bruchteilen um diese unmerklichen Unterschiede, um ein ähnliches Ergebnis zu erreichen. Aber wir müssen die Erwartungshaltung aus diesem Ablauf heraushalten.
  
  Suche dir einen kleinen Eimer oder Korb (ungefähr mit 10 cm Durchmesser) und entferne Flights und Schäfte von deinen Darts.
  Wenn es möglich ist, bereite dir 10 Sets von Flights und Schäften vor.
  Verbringe 5 Minuten damit, dir deinen Wurf zu visualisieren, wie er in deinem Kopf aussehen würde, wenn alles perfekt ist.
  Stelle dir die Linie des Darts auf die 20 vor, auf die du wirfst.
  Stelle dir von der Ausrichtung des Darts bis zum Abwurf vor, was du für perfekt hältst und "werfe" so ein paar Darts ohne einen Dart in der Hand zu halten.
  Mache ein Video davon und du wirst gleich sehen, dass es minimale Unterschiede gibt und dass, wenn du noch nicht einmal einen Dart in der Hand hast.
  
  Wenn du den Bewegungsablauf durchgehst, wirst du feststellen, dass du Bewegungsabläufe ohne Schwankungen und ruckeln geschmeidig durchführen kannst. Das zeigt, das das das Problem nicht muskulär bedingt ist.
  
  Wenn du sicher bist, dass du in deinem Kopf ein klares Bild davon hast, wie dein Wurf aussehen und sich anfühlen sollte, beginne die Schaft/Flight Kombinationen aus ein Meter Entfernung in den Behälter zu werfen und fokussiere dich auf die Rückseite als das Ziel, das es zu treffen gilt.
  Wie beim Einlochen beim Golf, möchtest du die Rückseite treffen und dann soll der Ball hinein rollen.
  Ich habe das einen Monat lang beim Fernsehen gemacht - in jeder Werbepause habe ich meine zehn Schaft/Flight Kombinationen immer wieder in den Eimer geworfen, wieder herausgeholt und wieder geworfen.
  
  Nach einer Weile werden Bewusstsein und Unterbewusstsein anfangen den Besitz deiner Wurf Mechanik aufzuteilen.



• Tipp 5: Positive Verstärkung
  
  Wenn es Zeit ist um nach ein paar Tagen, in denen du dich neu eingestellt weil du dir auf dem Weg zum Board Sorgen wegen der Dartitis machst, die Darts wieder in die Hand zu nehmen. Gewinne Abstand.
  
  Atme tief durch, fokussiere die darauf, dich zu entspannen, fülle deinen Kopf mit positiven Gedanken und werfe, ohne nachzudenken. Auch wenn du Darts neben das Board werfen solltest, dein Ziel sind nicht die Scores sondern Rhythmus und Loslassen!
  
  Viele Leute empfehlen es, das Licht aus zu lassen, wenn du das erste Mal wieder wirfst. Ich mache das eigentlich bei jeder meiner Trainings Session, damit ich nicht den Tag schon mit Erwartungen beginne.
  
  Fokussiere dich auf den Prozess des Werfens, überlasse deinem Körper das Denken und unterstütze dein Können.

Raymond Smith




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