European Championship 2020 - Vorschau
Dieses Mal werde ich keine Vorhersagen machen. Nicht nachdem ich letztes Mal in vielen Fällen so daneben lag. Aber ich werfe trotzdem einen Blick auf die morgen beginnende European Championship, die trotz aller Probleme die durch die Corona Krise hervorgerufen werden, tatsächlich stattfinden kann. Es wird sogar Zuschauer geben, auch wenn pro Session lediglich 250 in der König-Pilsener Arena in Oberhausen zugelassen sein werden.

Auf den ersten Blick schaut es wie eine ganz normale European Championship aus, an der die Top 32 des European Tour Order of Merit teilnehmen. Aber es wird trotzdem ein merkwürdiges Turnier sein. Die European Tour bestand in diesem Jahr aus gerade einmal vier Turnieren und wir haben bei vielen Spielern eigentlich keine Ahnung, wie es um ihre Form im Augenblick bestellt ist. Die gesetzten Spieler in diesem Jahr sind auf jeden Fall andere als normalerweise - als Nummer eins gesetzt ist Joe Cullen und auf den Plätzen drei und vier finden sich Jose de Sousa und Devon Petersen. Mit Ross Smith ist ein Spieler beim Turnier dabei, der lediglich an einem European Tour Event teilgenommen hat und mit Andy Hamilton hat sich ein Spieler qualifiziert, dessen Turnier Durchschnitte sich um die 85 bewegen.

Beständigkeit scheint in diesem Jahr für sehr viele Spieler ein Problem zu sein. Eines der Beispiele dafür ist die Nummer 1 der Welt, Michael van Gerwen, der selten in Bestform erscheint und oft große Probleme mit der Genauigkeit auf die Doppel hat. Glen Durrant kann wegen seines positiven Corona Tests gar nicht am Turnier teil nehmen und Peter Wright hatte beschlossen wegen der Corona Krise an den letzten beiden European Tour Events nicht teilzunehmen - man kann davon ausgehen, dass es bei der European Championship einige Überraschungen geben wird und der Sieger dürfte wohl der Spieler sein, dem es gelingt während des Turniers Tiefpunkte bei seiner Leistung zu vermeiden.

Natürlich gibt es die üblichen Verdächtigen für den Sieg - Gerwyn Price, Peter Wright und Michael van Gerwen, den man nie abschreiben darf. Titelverteidiger Rob Cross, na ja, er hat bei den International Darts Open in der zweiten Runde gegen Franz Roetzsch verloren. Im Augenblick läuft es für den ehemaligen Weltmeister überhaupt nicht rund.

Die vier European Tour Events in diesem Jahr wurden von Gerwyn Price, Devon Petersen, Jose de Sousa und Joe Cullen gewonnen, wobei für mich von diesen Vier eigentlich nur Gerwyn Price unter die Turnier Favoriten zählt. Aber Price Weg Richtung Sieg schaut alles andere als einfach aus - er ist gepflastert mit Namen wie Peter Wright, Mensur Suljovic, Krzysztof Ratajski, Jose de Sousa und Michael Smith, auch wenn er erst im Finale auf Michael van Gerwen treffen könnte. Das gleiche gilt auch für Peter Wright - die untere Hälfte der Auslosung hat viele hohe Hindernisse für die Spieler. Das gilt auch für die beiden deutschen Teilnehmer Gabriel Clemens und Max Hopp, die ebenfalls in dieser dieser unteren Hälfte zu finden sind.

Die obere Hälfte, in der wir Michael van Gerwen finden können, schaut weniger schwer aus, auch wenn sie noch weniger vorhersehbar ist, da sich dort mit wenigen Ausnahmen Spieler finden, die sich als die Spieler herausstellen könnten, die das Turnier am Ende dominieren - James Wade zum Beispiel hat bei den International Darts Open beeindruckt genau wie auch Joe Cullen, Rob Cross könnte seine ganzen Probleme los geworden sein, Nathan Aspinall könnte durchaus wieder einmal in Bestform spielen und Dave Chisnall könnte es endlich einmal gelingen nicht nur in einem einzigen Spiel eine brillante Leistung zu bringen. Daneben könnte es auch durchaus passieren, dass Michael van Gerwen in der zweiten Runde ein weiteres Mal an Mervyn King scheitert.

Der Turnier Verlauf ist mehr oder weniger nicht vorhersehbar, es gibt im Augenblick keine Garantien. Auch wenn die PDC und die PDC Europe gute Arbeit leisten und den Spielern viele Möglichkeiten bieten, Turniere zu spielen, einige davon sogar mit Zuschauer, beeinträchtigt die Corona Pandemie natürlich trotzdem die Spieler. Schon das Reisen ist sehr viel komplizierter, dann muss man immer getestet werden - mit unbekanntem Ausgang - und vor Ort angelangt ist die Bewegungsfreiheit ziemlich eingeschränkt. Kontakt mit den Fans existiert so gut wie nicht, wahrscheinlich fällt auch das Training und die Geselligkeit mit den Kollegen weitgehend Corona zum Opfer, dazu weiß keiner, was als Nächstes geschehen wird. Es kann auch noch sehr viel schlimmer werden als es momentan ist, bevor es wieder besser wird.

Wenn ein Turnier so wenig vorhersehbar ist, heißt das aber noch lange nicht, dass es nicht interessant sein wird. Ich freue mich auf jeden Fall auf ein weiteres Live Turnier und werde sicher einige unterhaltsame Stunden vor dem Fernseher genießen.







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