Nach der Summer Series ist vor dem World Matchplay

Dank der PDC Summer Series gab es endlich wieder Live Darts zu sehen! Für die Spieler und mitgereiste Manager sowie die wenigen Offiziellen war die Situation allerdings während der fünf Turniere der Summer Series alles andere als normal. Alle mussten einen Tag vor Beginn anreisen und sich auf Covic 19 testen lassen. Bis das Test Ergebnis vorlag, musste jeder auf seinem Zimmer ausharren. Erst wenn der Test negativ ausgefallen war, war klar, dass man am Turnier teilnehmen konnte, wobei natürlich auch für das Turnier selbst strenge Hygiene und Abstandsregeln galten. Die Verlierer mussten wie in früheren Zeiten selbst schreiben, die Tische für die Spieler waren im entsprechende Abstand aufgestellt, man durfte nur an dem einem zugewiesenen Trainingsboard trainieren, der Handshake entfiel etc.
Erfreulich war, dass bis auf wenige Ausnahmen alle Tour Card Inhaber anreisen konnten.
Natürlich war man darauf gespannt, wie die Spieler sich nach der nur durch die Home Tour unterbrochenen Zwangspause präsentieren würden. Von einigen wusste man, dass sie versucht hatten in den letzten Monaten Gewicht zu verlieren, andere hatten neue Darts oder ein neues Setup, manche hatten sich um körperlich Fitness bemüht und die meisten britischen Spieler - wenn man den Interviews auf der Home Tour trauen kann - hatten ihren Garten auf Vordermann gebracht, all das konnte sich auf die Form auswirken.

Interessant war, dass nach Ende der Summer Series tatsächlich auf den Plätzen 1 - 14 des Summer Series Rankings Spieler standen, die am World Matchplay teilnehmen werden: Peter Wright, Michael van Gerwen, James Wade, Ryan Joyce, Gerwyn Price, Jose de Sousa, Dave Chisnall, Daryl Gurney, Nathan Aspinall, Krzysztof Ratajski, Ian White, Mensur Suljovic und Glen Durrant. Van Gerwen, Wright, Price und Aspinall werden auch von den Buchmachern als Favoriten auf den Sieg gehandelt. Auch Rob Cross, dem Titelverteidiger, werden ganz gute Chancen eingeräumt ebenso wie Michael Smith, der im Summer Series Ranking Platz 20 einnahm und Gary Anderson, der in der Summer Series nicht überzeugte und lediglich einmal in einem Halbfinale stand.

Die Summer Series war so eine Art Vorlauf für das World Matchplay, denn das Turnier wird auf Grund der Corona Krise in diesem Jahr genau wie die Summer Series hinter verschlossenen Türen in der Marshall Arena in Milton Keynes ausgetragen. Wie genau das dann aussehen wird, wird man erst beim Turnierbeginn erfahren. Bisher ist nur bekannt, dass das Turnier ganz "normal" von Sky Sports übertragen werden wird. Für die Spieler wird es wohl ähnlich sein wie bei der Summer Series, aber ich denke, dass man schon auf einer Art Bühne spielen wird, auch mit Caller und Schreibern. Vielleicht auch mit einer Art Walk-On. Es wird wohl auch Kommentatoren geben. Allerdings wird der Moderator nicht mehr Dave Clark sein - wie er bekannt gegeben hat, zieht er sich mit sofortiger Wirkung aus seinem Beruf zurück. Möglicherweise wird auch Rod Studd nicht im Kommentatoren Team sein - er hatte während der Corona Krise einen Herzinfarkt und ob er sich davon schon ganz wieder erholt hat, ist nicht bekannt. Aber die PDC wird es schon als das Major Turnier in Szene setzen wollen das es ist und nicht wie ein weiteres Players Championship.

Wie schwierig es ist, Sportveranstaltungen ohne Zuschauer im Fernsehen zu übertragen, zeigen die Übertragungen von Fußballspielen aus leeren Stadien - der Funke will einfach nicht so richtig überspringen. Vielleicht hat Sky Sports für dieses Problem eine Lösung gefunden.

Schwierig ist es natürlich auch für die Spieler, die es gewohnt sind bei einem großen Fernsehturnier mit dem Publikum agieren und von der Anfeuerung profitieren. Oft genug hört man Dinge wie - die Zuschauer standen hinter mir" oder "nur wegen der Unterstützung der Zuschauer habe ich gewonnen". Dieses Jahr beim World Matchplay wird das Keiner sagen können.

Die Summer Series versorgte aber nicht nur die Spieler mit Geld für das Ranking und die Qualifikation fürs World Matchplay, sie gab auch Aufschluss darüber, wie gut die Spieler gerade in Form sind. Sehr viel am Teilnehmerfeld des World Matchplay hat sie nicht geändert - lediglich zwei Spieler konnten sich über den Pro Tour Order of Merit noch ins Teilnehmerfeld spielen - Ryan Joyce und Ricky Evans, die Ryan Searle und Kim Huybrechts verdrängten.
Aber auch, wenn die beiden gezeigt haben, dass sie in guter Form sind, so kann man doch weder Joyce, der überraschend eines der Turniere gewann, in den restlichen aber nicht über die zweite Runde hinaus kam, noch Evans, der einmal unter die Top 16 und dreimal in der dritten Runde stand und im letzten Turnier in Runde 1 ausschied, zu den Favoriten auf den Turniersieg rechnen.

Michael van Gerwen, der wie fast immer an der Spitze der Favoriten steht und den zweiten Platz im Ranking der Summer Series inne hat, zeigte sich in der Summer Series nicht in Bestform. Er gewann zwar zwei Turniere, schied aber in den anderen drei recht früh aus, einmal sogar bereits in Runde 1 gegen Joe Murnan. Noch dazu kommt, dass er im Laufe des Turniers eher schwächer als stärker wurde. Wesentlich überzeugender war Peter Wright - obwohl er zum ersten Mal mit Brille spielte, kann er mit einem Sieg, einem Finale, zwei Viertelfinalen und einer Top 16 aufwarten und sein Sieg kam am letzten Tag des Turniers - er konnte seine Form also im Lauf der fünf Tage noch verbessern. Gerwyn Price war wie van Gerwen eher unbeständig in der Summer Series, einmal stand er im Finale, einmal unter den Top 16 und sonst schied er in der zweiten oder dritten Runde aus, schien aber im Laufe des Turniers stärker zu werden. Noch unbeständiger zeigte sich Titelverteidiger Rob Cross, auch wenn er an Tag vier einen Neun-Darter warf und im Finale stand. Nathan Aspinall hatte am ersten Tag Probleme, spielte dann aber recht beständig, allerdings nicht überragend. Auch Glen Durrant und Michael Smith werden als Mitfavoriten gehandelt, wobei aber Smith beste Platzierung ein Viertelfinale am vierten Tag war während Durrant an den ersten beiden Tagen in den Viertelfinalen stand und an Tag vier unter den Top 16 stand, . Gary Anderson brachte keinen Fuß auf den Boden, am zweiten Tag stand er in den Halbfinalen, an den restlichen Tagen kam er über die erste oder zweite Runde nicht hinaus.

Wenn die Beständigkeit während der Summer Series ausschlaggebend für das World Matchplay wäre , müsste eigentlich das Finale eigentlich Peter Wright gegen James Wade heißen, denn auch Wade spielte sehr beständig - sein schlechtestes Ergebnis war die dritte Runde am ersten Tag, darauf folgten zwei Mal die Top 16, ein Sieg und ein Viertelfinalplatz. Aber Beständigkeit ist nicht der einzige Faktor - die Auslosung spielt ja auch eine Rolle und man kann auch davon ausgehen, dass für die Spieler der Erfolg beim Turnier deutlich wichtiger ist, als der Erfolg bei der Summer Series.
Um ins Finale zu kommen müsste Wade in der dritten Runde wahrscheinlich van Gerwen schlagen und in Runde zwei Gary Anderson. Für das Halbfinale gäbe es dann gleich mehrere Möglichkeiten - da ist die obere Hälfte der Auslosung ziemlich offen und reicht vom Titelverteidiger Rob Cross, Gabriel Clemens, Krzysztof Ratajski und Michael Smith bis hin zu Mensur Suljovic - alles sicherlich möglich, wenn Wade seine Top Leistung abrufen kann, aber schon ein schwieriger Weg.
Wahrscheinlicher ist wohl, dass Michael van Gerwen - der an einem seiner nicht so guten Tage in den frühen Runden durchaus auch an einem stark spielenden Dolan, Whitlock/Joyce oder Anderson/Wade scheitern könnte - die Halbfinale erreicht, die oben bereits genannten, starke Spieler auf ihn warten könnten . Ganz einfach ist es also auch für ihn nicht und auch er darf sich nicht allzu viele Fehler erlauben, sonst wird er sich den World Matchplay Titel nicht holen können.

In der unteren Hälfte der Auslosung ist natürlich Peter Wright nach seinen Leistungen auf der Summer Series der Favorit auf den Einzug ins Finale, aber sein Erstrundenspiel gegen Jose de Sousa dürfte kein Selbstläufer werden und ein Zweitrundenspiel gegen Glen Durrant wohl eher auch nicht. Dann könnten Daryl Gurney oder Dave Chisnall auf ihn warten, die beide eine ordentliche Summer Series gespielt haben. In den Halbfinalen könnte es gegen Gerwyn Price gehen, der aber auf dem Weg dorthin wahrscheinlich an Nathan Aspinall vorbei kommen müsste.

Es durchaus sein, dass wir wieder einmal ein Wright v van Gerwen Finale sehen werden, dessen Ende völlig offen ist. Es gibt aber genügend starke Spieler im Teilnehmerfeld, die ein solches Finale verhindern wollen und können, die vielleicht auch mit der Situation besser zurecht kommen, so dass wir am Ende einen Überraschungssieger feiern könnten.







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