UK Open - Vorschau
Schneeglöckchen und Krokusse
Es ist Anfang März, die Schneeglöckchen und die Krokusse blühen, die Sonne scheint (zumindest manchmal), die Vögel singen - es ist ganz klar: nicht nur der Frühling, sondern auch die UK Open stehen vor der Tür.

Trotz der immer noch blühenden Corona Variante namens Omikron, trotz eines herausfordernden Kriegs in der Ukraine, wird unser Hauptinteresse in den nächsten paar Tagen den UK Open gelten, die oft als der FA Cup des Dartsports bezeichnet werden, denn es ist das eine Turnier ohne gesetzte Spieler, mit Amateuren und ohne feststehenden Turnierbaum, da nach jeder Runde eine neue Auslosung stattfindet. Mit Ausnahme der ersten bis dritten Runde - die werden immer schon vor Turnierbeginn ausgelost.

In Minehead wird wieder vor Zuschauern gespielt, aber ich habe mich entschieden doch lieber noch einmal zuhause zu bleiben. Und auch der Krieg hat eine ganz kleine Auswirkung auf das Turnier, da der einzige russische Teilnehmer, der eigentlich georgisch/griechisch ist, aber in Moskau lebt, Boris Koltsov, absagen musste. Daher erhält sein Gegner Brian Raman in der zweiten Runde ein Freilos. Ebenfalls nicht nach Minehead fährt Michael Unterbuchner aus unbekanntem Grund - sein Erstrundengegner Scott Waites erhält ebenfalls ein Freilos.

Weitere Absagen wurden bisher nicht bekannt - alle anderen 158 Teilnehmer scheinen entschlossen, am Turnier teilzunehmen.

Der erste Turniertag - in diesem Jahr Freitag, 4. März - ist immer der stressigste und auch spannendste Tag. Er beginnt mit einer Nachmittags-Session, in der drei Runden gespielt werden. Was bedeutet, dass du, wenn du in der ersten Runde das Turnier beginnst bereits drei Spiele an drei verschiedenen Boards hinter dir hast, wenn der Nachmittag vorbei ist. Das wäre gut, denn dann hättest du bereits drei Mal gewonnen, war aber sicher auch verwirrend, weil zwischen den Spielen oft nicht viel Zeit ist und du immer darüber Bescheid wissen musst, was an den Boards, an denen du spielen wirst, vor sich geht. Denn wenn du nicht rechtzeitig an dem Board, an dem dein nächstes Spiel stattfindet, auftauchst, bis du raus aus dem Turnier. Das passiert verhältnismäßig oft - im letzten Jahr traf es den eigentlich so erfahrenen Steve Brown, der so in das Spiel seines Sohns John vertieft war, dass er zu seinem eigenen zu spät kam.

Alle Tour Card Inhaber - außer Boris Koltsov und Michael Unterbuchner - werden in Minehead sein. Dazu kommen Spieler, die sich über die Development und die Challenge Tour qualifiziert haben und sechzehn Spieler, die sich bei Rileys Amateur Qualifikationen einen Turnierplatz gesichert haben. Dieses Jahr sind darunter eine erstaunliche Anzahl von Spielern, die man von PDC Turnieren her kennt und die entweder keine Tour Card haben oder ihre Ende letzten Jahres zurückgegeben haben. Ich bin mir nicht sicher, dass das die Absicht der Rileys Qualifier ist. Unter den diesjährigen Amateur Qualifikanten sind tatsächlich nur fünf, die noch nie zuvor an den UK Open teilgenommen haben: Paul Marsh, Danny Lauby, Steve Clayson, Matt Good and Adam Warner. Paul Marsh hat ein paar BDO/WDF Turnier gespielt und vor Jahren an der PDC Qualifying School teilgenommen, Danny Lauby wird vielen von uns als Teilnehmer am PDC World Cup of Darts und der letzten PDC Weltmeisterschaft bekannt sein. Steve Clayson, nun, das ist ein wirklicher Amateur, der 59 Jahre alte Küchenbauer hat noch nie in einem TV Event gespielt. Matt Good warf in seinem Qualifier einen Neun-Darter, das ist aber auch schon alles, was aus seinem Dartleben bekannt ist. Von Adam Warner weiß man nur, dass er vor Jahren an der University von Sheffield Dart gespielt hat und dort auch ein Turnier gewonnen hat.

Unter den Tour Car Inhabern und unter den Development und Challenge Tour Qualifikanten gibt es noch zahlreiche andere Debütanten. Erstaunlicher ist aber, dass sich unter den Tour Card Inhabern mit James Wade und Steve Beaton auch zwei Spieler befinden, die seit der ersten Ausgabe des Turniers 2003 jedes Jahr bei den UK Open dabei waren. James Wade konnte das Turnier drei Mal gewinnen und ist der amtierende Titelverteidiger. Dabei ist er noch nicht einmal 40 Jahre alt.

Mit James Wade sind wir auch schon bei den Favoriten auf den Sieg angekommen. Da sich die UK Open oft als Wundertüte erweisen, ist es fast unmöglich irgendetwas vorherzusagen. Aber trotz aller Überraschungen, die wir im Laufe der Jahre gesehen haben und trotz all der unerwarteten Erfolge einiger Spieler, kam der Sieger bisher fast immer aus der Reihe der Spieler in Top-Form. Bisher gab es lediglich zwei Überraschungssieger - Robert Thornton 2012 und Nathan Aspinall 2019. Die anderen Überraschungsspieler scheiterten spätestens im Finale wie Barry Bates 2006 oder Gary Mawson 2008 oder Corey Cadby 2018.

Die Spieler in Top Form in diesem Jahr sind ohne Zweifel Gerwyn Price und Peter Wright. Daneben gibt es eine Gruppe von Spielern, die ebenfalls in guter Form sind oder immer für einen Sieg in Frage kommen wie James Wade und Jonny Clayton oder Michael van Gerwen, Michael Smith und Gary Anderson. Dazu gesellen sich ein paar Spieler, die so langsam wieder in Schwung kommen wie Nathan Aspinall, Dimitri van Den Bergh und auch Rob Cross. Es wird interessant sein zu sehen, wie es den Spielern bei diesem Turnier ergeht. Ich bin sicher, dass es einige Überraschungen geben wird, auch einige überraschende Läufe - vielleicht auch von jungen Spielern wie Callan Rydz oder Josh Rock. Die doch eher kleine Gruppe der Topfavoriten lässt genügend Raum für herausragende Vorstellungen anderer Spieler.

Die Altersspanne der Spieler reicht von den 17 Jahren des Deutschen Fabian Schmutzler (geboren 2005) bis zu den fast sechzig Jahren von Ross Montgomery (geboren 1962). Wir werden Spieler aus 24 verschiedenen Ländern sehen - eine erstaunliche Zahl auch wenn die meisten Spieler immer noch aus England kommen, gefolgt von den Niederländern auf dem zweiten Platz. Aber die Anzahl von Spielern aus anderen Ländern wächst - so werden wir zum Beispiel sieben deutsche Spieler sehen und fünf Spieler aus Nordamerika. Da es ein Turnier ist, das zumindest am Anfang auf acht Boards gleichzeitig ausgetragen wird, konzentriert sich der TV Sender auf die Hauptbühne und die zweite Bühne. Das ist schade und ich frage mich, ob es nicht heutzutage möglich wäre, alle acht Boards zu streamen, so dass sich jeder die Spiele heraussuchen könnte, die er tatsächlich sehen möchte. Die Spiele auf der Haupt - und der Nebenbühne sind nicht immer unbedingt die spannendsten und unterhaltsamsten.

Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Ich bin sicher, es wird ein gutes Turnier werden, wir werden die nächsten drei Tage eine Menge Darts sehen und ich hätte wirklich nichts dagegen, wenn wir am Sonntagabend einen Überraschungssieger feiern könnten.







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