World Grand Prix - Vorschau

"Double In" in Leicester
"Double In" in Dublin war viele Jahre lang das Motto, wenn der Oktober näherkam und das City West Hotel am Stadtrand bot Unterkunft für Spieler, Offizielle und Fans und gleichzeitig den Veranstaltungsort für den PDC World Grand Prix - eine wirklich wunderbare Umgebung für das Turnier. Viele Spieler freuten sich darauf, dass ihnen die Turnierteilnahme die Gelegenheit bot den Golf Platz des Hotels zu nutzen. Und viele freuten sich vielleicht darauf, ihr Frühstück umgeben von Adligen einzunehmen.

Viele Jahre gab es auch immer zwei Turnierplätze für irische Spieler im Turnier um es zu einem wirklich irischen Turnier zu machen.

Für mich - als Fan und Medienvertreter - war Dublin immer ein ganz besonderes Ziel - irgendwie ist Irland anders, es fühlt sich anders an. Ich denke Anderen ging es ähnlich.

Aber in den letzten Jahren verhinderte Corona Dublin und in diesem Jahr stand das City West Hotel im entsprechenden Zeitraum nicht zur Verfügung. Double In findet im zweiten Jahr in Folge in Leicester statt.
Ganz sicher ist die Stadt des berühmt-berüchtigten Königs Richard III keine schlechte Umgebung für ein Dart Turnier - der populäre Jamie "Jabba" Caven wurde hier geboren und Jim Walker ist inzwischen hier zuhause. Und im diesjährigen Teilnehmerfeld gibt es mit Brendan Dolan und Daryl Gurney sogar zwei Iren, so dass das Turnier einen leicht irischen Touch bewahrt.
Außer dass es eine der geschichtsträchtigsten Städte England ist, ist Leicester auch eine Stadt, in der schon mehrere Cricket World Cups und Rugby-Union Weltmeisterschaften stattgefunden haben. Es ist die Heimatstadt mehrere Snooker Spieler - allen voran der viermalige Weltmeister Mark Selby - und des Fußballers Gary Lineker und vieler anderer mehr oder weniger bekannter Menschen.

Zweiunddreißig mehr oder weniger bekannte Dartspieler werden am diesjährigen World Grand Prix teilnehmen - die Top 16 des PDC Order of Merit und die Top 16 des PDC Pro Tour Order of Merit. Unter ihnen sind drei Debütanten - Martin Schindler, Martin Lukeman und Madars Razma, die sich alle drei über den Pro Tour Order of Merit qualifiziert haben. Die Spieler kommen aus erstaunlichen zwölf verschiedenen Ländern auch wenn immer noch die allermeisten (17) Engländer sind. Unter ihnen sind fünf ehemalige und der aktuelle Weltmeister. Aber ich habe trotzdem keine Ahnung, wer das Turnier gewinnen wird.

Der Sponsor, die Wettfirma BoyleSports, sieht Gerwyn Price als Favorit auf den Sieg gefolgt von Peter Wright und Michael van Gerwen auf dem zweiten Platz. Vierter ist Titelverteidiger Jonny Clayton.

Wenn man sich den Turnierbaum ansieht, versteht man die Rangfolge des Rankings sofort. In Price Viertel der Auslosung finden sich sieben Spieler, denen die meisten Fans nicht zutrauen, dass sie eine echte Gefahr für Price darstellen könnten. Da tummeln sich Martin Schindler, Damon Heta, Rob Cross, Daryl Gurney, Madars Razma und Ryan Searle. Aber das ist etwas trügerisch. Ja, es ist wahr, dass Gurney und Searle ihre Spiele gegen Price meistens verlieren, aber Price gewinnt nicht immer. Heta hat bei den Queensland Darts Masters gegen Price verloren, aber Price ist nicht immer in der Lage zu gewinnen. Das gleiche trifft auf die anderen Spieler zu - Cullen zum Beispiel hat bei der diesjährigen Premier League einen Sieg und eine Niederlage gegen Price auf seinem Konto. Trotzdem sehe ich es prinzipiell auch so, dass Price der stärkste Spieler dieses Viertels ist und seine Ergebnisse beim World Grand Prix sprechen auch für ihn - er hat das Turnier bereits einmal gewonnen und er stand letztes Jahr im Finale. Daneben konnte er erst kürzlich das Finale der World Series of Darts gewinnen und zeigte sich dort sehr sicher auf seinen Doppeln.

Im zweiten Viertel der Auslosung steht Michael Smith am höchsten im Wett-Ranking - er ist fünfter. Für mich ist dieses zweite Viertel das ausgewogenste und das, das am schwersten vorherzusagen ist. Michael Smith, Nathan Aspinall, Danny Noppert, Gabriel Clemens, James Wade, Martin Lukeman, Ross Smith und Andrew Gilding sind alle hier zu finden. Martin Lukeman könnte der schwächste der Spieler sein - auch wenn er zu Beginn des Jahres für alle Spieler eine Gefahr darstellte war er doch in letzter Zeit weit weniger stark. Wenn man nach dem Talent geht, ist natürlich Michael Smith der beste. Aber wir wissen ja alle, dass er dieses Versprechen oft genug nicht einlösen kann. Natürlich sollte man auch James Wade nie unterschätzen, der normalerweise sehr sicher auf den Doppeln ist. Andrew Gilding könnte sich wieder einmal als Geheimfavorit herausstellen - er war auf jeden Fall der Überraschungsspieler der Belgian Darts Open am letzten Wochenende, wo er sich ins Finale spielte.

Das dritte Viertel wird von Peter Wright angeführt, der für mich in letzter Zeit etwas verwirrend ist. Seine Durchschnitte sind seit seiner Gallen Operation deutlich besser geworden, aber seine Ergebnisse passen nicht wirklich dazu. Wahrscheinlich braucht es einfach auch einige Zeit, bis er sich wirklich erholt hat. Peter Wright wurde in ein schwieriges Viertel ausgelost - zusammen mit Jonny Clayton, Dirk van Duijvenbode, Dimitri van den Bergh und Dave Chisnall als seine stärksten Gegner und Kim Huybrechts, Krzysztof Ratajski und Callan Rydz als Außenseiter. Die drei Außenseiter sind immer gut für ein herausragendes Spiel, aber ich denke zumindest momentan sind sie alle nicht beständig genug ein Turnier zu gewinnen.
Dirk van Duijvenbode hat im Finale der World Series of Darts nur ganz knapp gegen Price verloren und er sah auch bei den Belgian Darts Open gefährlich aus bevor ihn in der dritten Runde gegen Jonny Clayton seine Doppel in Stich ließen. Und Clayton, er ist ja der Titelverteidiger, aber er spielt in diesem Jahr nicht so überlegen wie im letzten Jahr. Dafür hat er sich als ausgesprochen kämpferisch erwiesen und er ist fast immer enorm sicher auf seinen Doppeln, was sich bei diesem Double In Wettkampf als entscheidend herausstellen könnte. Dimitri van den Bergh muss sich erst noch an seine neuen Darts gewöhnen, er gewann bei der World Series zwei der Events. Aber seine Leistungen gleichen im Augenblick einer Achterbahn-Fahrt. Vielleicht kommt er aber langsam wieder zur Ruhe - dann könnte er sich ebenfalls als Hindernis für Wright herausstellen. Dave Chisnall ist immer so etwas wie eine Wundertüte - manchmal wirft er in einem Spiel unglaubliche Scores und in seinem nächsten Match sind sie unterirdisch. Vielleicht ist seine Wurftechnik ein Problem. Bei den Belgian Darts Open hat er auf jeden Fall bewiesen wozu er in der Lage ist, wenn er Beständigkeit in sein Spiel bringt.

Und so kommen wir zum vierten Viertel - dem van Gerwen Viertel oder vielleicht auch dem Viertel der Spieler, die auf der Suche nach ihrem A Game sind. Hätten wir hier den van Gerwen seine besten Jahre, kämmen gar keine Zweifel daran auf, dass er in diesem Teil der Auslosung der Favorit wäre. Aber heutzutage darf man daran schon zweifeln vor allem weil sein großes Problem oft genug seine Doppel sind. Man kann auch nicht mehr sagen, dass der Niederländer unschlagbar ist, wahrscheinlich haben ihn die meisten anderen Spieler - Gary Anderson, Brendan Dolan, Stephen Bunting, de Sousa, Adrian Lewis, Chris Dobey und Luke Humphries - schon geschlagen und sie erstarren auch nicht mehr in Ehrfurcht, wenn sie gegen ihn antreten.
Ich weiß aber nicht, ob in diesem Viertel neben Michael van Gerwen und Jose de Sousa ein Spieler zu finden ist, der das Turnier gewinnen könnte. Mit de Sousa haben wir auf jeden Fall einen Spieler im gleichen Viertel, für den neben seinen Maxima gerade die Doppel oft die Stärke seines Spiels sind. Würden wir den Gary Anderson vergangener Zeiten sehen, wäre es auch anders, aber es ist sehr fraglich, ob wir diesen Gary Anderson überhaupt noch einmal erleben werden. Adrian Lewis wirkt wieder stärker, er ist aber noch unbeständig und das gleich gilt auch für Stephen Bunting. Auch Luke Humphries haben wir schon in besserer Form gesehen.

Es gibt Menschen, die denken, dass in diesem Jahr einer der ungesetzten Spieler den World Grand Prix gewinnen wird. Ich bin mir da nicht so sicher, ich denke es könnte schon einer der gesetzten Spieler sein, aber ich habe keine Ahnung welcher.







Kontakt © Global Darts. All Rights Reserved. Impressum