World Matchplay 2022 - Die Debütanten

In diesem Jahr wird es beim World Matchplay insgesamt vier Debütanten geben. Drei davon sind bereits "erfahrene" Spieler, auch wenn sie bisher noch keine großen Erfolge feiern konnten. Einer der Debütanten - mit 37 Jahren der Älteste - hat kaum Erfahrung auf der großen Bühne.

Martin Schindler
Alter: 26
Spitzname: The Wall
Beste Vorstellung im Fernsehen: World Cup of Darts Viertelfinale 2017, 2018 und 2022
Gegner in der ersten Runde: Gerwyn Price

Martin Schindler ist zwar der jüngste der Debütanten, hat aber trotzdem schon ziemlich viel Erfahrung auf der Bühne sammeln können. Er hat schon seit 2017 eine Tour Card und trat im gleichen Jahr zusammen mit Max Hopp als Team Germany beim PDC World Cup an. Das Team schied erst in den Viertelfinalen gegen Team Niederlande aus. 2018 qualifizierte er sich zum ersten Mal für die PDC Weltmeisterschaft, an der er auch 2019 und 2022 teilnehmen konnte. Allerdings schied Schindler jedes Mal bereits in der ersten Runde aus dem Turnier aus. 2018 erreichte er das Finale der PDC Unicorn Jugendweltmeisterschaft, scheiterte aber an Dimitri van den Bergh.

Während Schindler in seinen ersten Jahren auf der Pro Tour eher unauffällig blieb und er 2021 zurück in die Qualifying School musste, da er seine Tour Card verloren hatte, spielt er sich seit 2021 auf der Pro Tour immer wieder in die Achtel- oder Viertelfinale und stand Ende 2021 auf dem 25. Platz des Pro Tour Order of Merit. 2022 lief es ähnlich gut, Schindler wurde noch stärker und hat inzwischen auf der Pro Tour auch schon Halbfinale und Finale erreicht. Er ist momentan der stärkste der deutschen Spieler auf der Pro Tour, auch wenn Gabriel Clemens im Order of Merit auf Platz 22 steht und Schindler auf Platz 43.

Es ist schwer einzuschätzen, welche Chancen Schindler bei seinem Debüt im den Winter Gardens in Blackpool haben wird, was auch an seinem Gegner Gerwyn Price liegt. Price scheint momentan ziemlich weit entfernt von seiner Bestform zu sein, aber er liebt die große Bühne und wird mit Sicherheit nicht klein beigeben. Schindler hat bei den letzten Players Championships in Barnsley einmal in den Halbfinalen gestanden und gute Spiele abgeliefert. Ich gehe trotzdem davon aus, dass Price im Vorteil sein wird.

Rowby-John Rodriguez
Alter: 28
Spitzname: Little John
Beste Vorstellung im Fernsehen: Finale PDC World Cup 2021 zusammen mit Mensur Suljovic
Gegner in der ersten Runde: Jonny Clayton

Rowby-John Rodriguez gewann bereits mit 16 Jahren die nationale österreichische Meisterschaft und spielte anschließend noch ein paar Jahre auf dem BDO Circuit. Gleichzeitig tauchte er ab 2013 auch auf der PDC Challenge Tour auf und gewann gleich das erste Turnier an dem er teilnahm. 2014 holte er sich über das Qualifying School Ranking zum ersten Mal eine Tour Card und spielte neben der Pro Tour auch noch die Development Tour. Wie Schindler stand auch Rodriguez einmal im Finale der PDC World Youth Championship und verlor dort 2014 gegen Keegan Brown. 2015 nahm Rodriguez zum ersten Mal an der PDC Weltmeisterschaft teil und verlor in der ersten Runde. In den folgenden Jahren qualifizierte sich Rodriguez immer wieder für European Tour Events, stand mehrmals beim Grand Slam und bei der European Championship auf der Bühne und tat genug um die Tour Card zu behalten.

Ab 2018 verschlechterte sich die Form, gute Ergebnisse blieben aus und Ende 2020 verlor Rodriguez seine Tour Card und konnte sie sich auch 2021 nicht zurückholen. Allerdings war er als Nachrücker immer wieder bei Players Championships dabei, erreichte zusammen mit Mensur Suljovic das Finale des PDC World Cups und war damit für den Grand Slam qualifiziert - wo er sich bis in die Achtelfinale spielte - und konnte sich auch für die PDC Weltmeisterschaft 2022 qualifizieren. Im Januar 2022 nahm er an der Qualifying School teil und holte sich über das Ranking die Tour Card zurück. Seither ist er wieder mit einigem Erfolg auf der Pro Tour und der European Tour unterwegs, wo er ein Finale erreichte. Momentan ist Rodriguez der stärkste österreichische Spieler in der PDC.

Rodriguez spielt stark und scheint auch über ein sehr stabiles Nervenkostüm zu verfügen. Er lässt sich - so wirkt es zumindest - weder durch seine Gegner noch durch seine Umgebung beeindrucken. Das sind nicht unbedingt gute Nachrichten für Jonny Clayton, der sich im Augenblick nicht in Bestform befindet. Allerdings stand Clayton beim letzten Players Championship am Montag in Barnsley im Finale, das er mit einer an diesem Tag konstant starken Leistung erreichte. Gegen einen Clayton in guter Form dürfte Rodriguez keine guten Karten haben. Ähnlich wie bei Martin Schindler hängt der Ausgang des Spiels wohl entscheidend davon ab, in welcher Form sich der Gegner präsentieren wird.

Madars Razma
Alter: 34
Spitzname: Razmatazz
Beste Vorstellung im Fernsehen: UK Open fünfte Runde 2017, 2021
Gegner in der ersten Runde: Peter Wright

Madars Razma ist der einzige Profi Dartspieler aus Lettland und schon daher seit vielen Jahren bekannt. Er spielte zunächst BDO/WDF Turniere, feierte bei der lettischen nationalen Meisterschaft 2010 seinen ersten Sieg und nahm 2014, 2015 und 2016 an der BDO Weltmeisterschaft teil, wo er aber nicht über die zweite Runde hinauskam.

2017 nahm er an der PDC Qualifying School teil und sicherte sich eine Tour Card. Erste Erfolge auf der Pro Tour ließen freilich auf sich warten - 2018 stand er dann zum ersten Mal im Finale eines Players Championships. Deutlich erfolgreicher ist Razma bis heute auf der PDC Nordic und Baltic Tour, die er zusammen mit Darius Labanauskas dominiert. Aber auch auf der Pro Tour läuft es langsam besser. Razma konnte sich inzwischen drei Mal für die PDC Weltmeisterschaft qualifizieren. Immer wieder einmal gelingt Razma ein Highlight - so warf er 2021 an zwei aufeinanderfolgenden Tagen bei Players Championships einen Neun-Darter, immer wieder einmal beeindruckt er durch hohe Durchschnitte. Auch in einigen Pro Tour Finalen stand Razma inzwischen und beim European Tour Event in Trier spielte er sich bis in die Halbfinale, wo er denkbar knapp gegen Rowby-John Rodriguez verlor.

Razma scheint sich insgesamt gesehen so langsam zu stabilisieren und in seinen Leistungen beständiger zu werden. Peter Wright, sein Erstrunden-Gegner beim World Matchplay, gehört hingegen zu den Top Spielern, die im Augenblick von ihrer Bestform weit entfernt sind. Wright war bei den letzten Players Championships nicht dabei, gut möglich, dass ihm diese Auszeit beim World Matchplay zugutekommen wird. Schließlich tritt er als Titelverteidiger an. Allzu hoch schätze ich Razmas Chance auf einen Sieg gegen Wright nicht ein.

Martin Lukeman
Alter: 37
Spitzname: Smash
Beste Vorstellung im Fernsehen: Finale German Darts Grand Prix 2022
Gegner in der ersten Runde: James Wade

Martin Lukeman ist der älteste der World Matchplay Debütanten in diesem Jahr und der, mit der wenigsten Erfahrung auf der großen Bühne. Lukeman spielte zunächst BDO/WDF Turniere und auf der PDC Challenge Tour. 2016 versuchte er sich zum ersten Mal und ohne Erfolg an der PDC Qualifying School, konnte sich aber für die UK Open qualifizieren wo er sich bis in die Achtelfinale spielte. Danach war nicht viel von ihm zu hören, teilweise pausierte er auch. 2021 nahm er wieder an der Qualifying School teil und holte sich dieses Mal über das Ranking eine Tour Card.

Lukemans erstes Jahr auf der Pro Tour stand noch ganz im Zeichen von Corona, Lukeman stand einmal auf der Pro Tour in einem Halbfinale. 2022 gab er sein Debüt auf der European Tour und spielte sich gleich in die dritte Runde. Ein paar Monate später spielte er sich bis ins Finale eines European Tour Events, wo er gegen Luke Humphries verlor. Das ist Lukemans bisher größter Erfolg. Auch bei weiteren European Tour Events gelang ihm ab und zu der Einzug in die Achtelfinale wobei er sich immer wieder gegen Top Spieler - darunter auch Michael van Gerwen - behaupten konnte. Dank dieser Leistungen konnte sich Lukeman auch für das World Matchplay qualifizieren.

Auch wenn ganz klar ist, dass Lukeman keinerlei Angst vor großen Namen hat und sie auch durchaus einmal schlagen kann, geht er sicher nicht als Favorit ins Spiel gegen James Wade. Auf einer solchen Bühne wie in Blackpool ist er bisher noch nicht aufgetreten und Wade ist noch dazu ein Spieler, der sich nicht beeindrucken lässt. Lukeman dürfte es also schwer fallen für eine Überraschung zu sorgen.







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