In der zweiten Runde wurden die Spiele etwas länger, was nicht allen Spielen gleich gut bekam. Den ersten Abend hatte ich noch zuhause verfolgt, beim zweiten war ich bereits vor Ort in Blackpool. Vor Ort ist es grundsätzlich viel spannender, selbst wenn man sich die meiste Zeit nur im Presseraum aufhält. Aber die Atmosphäre ist vollkommen anders als zuhause auf dem Sofa und die Begeisterung der Zuschauer steckt einem an. So war für mich der zweite Abend der Viertelfinale deutlich interessanter als der erste Abend.
Am ersten Zweitrundenabend war Nathan Aspinalls Versuch, den Titel zu verteidigen trotz seines heroischen Einsatzes dann doch gescheitert - James Wade spielte auch in seinem zweiten Spiel beständig und unerschütterlich während Aspinalls Wurfarm einfach nicht immer so funktionierte und er erst in der zweiten Hälfte des Spiels tatsächlich Widerstand leistete. Insgesamt schlichen sich aber bei Aspinall zu viele Fehler ein.
Überraschender war dann schon, dass Gerwyn Price gegen Ross Smith verlor. Aber Smith spielte einfach ein kleines bisschen besser als Price - vor allen in der zweiten Hälfte des Spiels. Da fand er dann auch wieder zu seiner Sicherheit auf den Doppeln zurück. Und so war es am Ende auch verdienter Sieg für einen momentan wirklich gut spielenden Ross Smith.
Luke Humphries gewann gegen Stephen Bunting, aber es war lange Zeit ein Spiel auf Augenhöhe und kein glatter Durchmarsch für den Weltmeister. Es dauerte, bis er wirklich in Schwung kam und dann doch noch überzeugte.
Ebenfalls ausgeglichen, wenn auch mit einem etwas niedrigeren Durchschnitt war zu Beginn das Spiel zwischen Dimitri van den Bergh und Jonny Clayton. Gegen Ende ließ Clayton nach und seine Doppel-Quote wurde ihm zum Verhängnis. Es war es kein wirklich fesselndes Spiel, aber vielleicht lag es daran, dass ich in Gedanken schon selbst in Blackpool war.
Der zweite Abend der zweiten Runde begann mit dem Spiel zwischen Krzysztof Ratajski und Andrew Gilding - beides ungesetzte Spieler. Ratajski lieferte eine seltsam desinteressierte Leistung ab, wirkte auch nicht wirklich konzentriert. Gilding war das genaue Gegenteil - er wollte wirklich gewinnen und er gewann auch beeindruckend mit einer deutlichen Steigerung gegenüber seinem ersten Spiel.
Danach spielte Rob Cross sein zweites Spiel - gegen den im ersten Spiel so auftrumpfenden Ryan Searle. Es war wieder ein herausragendes Spiel von Cross, dem man tatsächlich ansieht, dass er seine Freude am Dart spielen wieder gefunden hat. Das schlug sich auch in seinem 106.99 Durchschnitt nieder. Searle hingegen verzweifelte an diesem kaum zu schlagenden Gegner und konnte nur selten an seine Leistung aus dem ersten Spiel anknüpfen.
Die letzten beiden Zweitrundenspiel hatten einen ganz ähnlichen Verlauf. In beiden Spielen führte ein Spieler ziemlich deutlich und der Gegner kam viel zu spät mit seinem Comeback, um den Ausgang des Spiels noch beeinflussen zu können.
Zunächst kamen Michael van Gerwen und Joe Cullen auf die Bühne. Michael van Gerwen spielte eigentlich für seine Verhältnisse nicht herausragend und schien durchaus schlagbar, aber bis diese Botschaft bei Joe Cullen ankam, war es schon zu spät. Wahrscheinlich hatte er gar nicht damit gerechnet, dass er überhaupt eine Chance gegen den Niederländer haben würde. Hätte Cullen so gespielt wie in seinem ersten Spiel, hätte er an diesem Tag auch gegen van Gerwen gewinnen können. So aber schied er in der zweiten Runde aus.
Im letzten Zweitrundenspiel dürfte dann wohl eher die enge Freundschaft zwischen Michael Smith und Chris Dobey eine Rolle gespielt haben. Es war insgesamt ein flottes Spiel mit einem im ersten Teil überlegenen Smith, dem es früher gelang das Thema Freundschaft zu vergessen. Erst vor der zweiten Pause besann sich auch Dobey auf seine Fähigkeiten und das Spiel wurde ausgeglichener und auch deutlich enger. Dobey gelang aber das wichtige Rebreak nicht mehr und Smith konnte mit 11:9 gewinnen.
Auch in der zweiten Runde war es wieder Rob Cross, der am meisten beeindruckte. Humphries hat ein bisschen mit sich selbst zu kämpfen und spielt etwas verkrampft. Van Gerwen hat bisher von seiner Leistung her nicht wirklich überzeugt. Wade und Gilding überstehen als ungesetzte Spieler auch die zweite Runde und dürften die Überraschungsspieler des Turniers sein. Michael Smith spielt ein bisschen unter dem Radar - das könnte gefährlich werden. Ross Smith ist weiter stark unterwegs ähnlich wie Dimitri van den Bergh.