Interview mit Justin Pipe

Justin Pipe ist einer der "neuen" Spieler auf dem PDC Pro Circuit, der sich in diesem Jahr über den Players Championship Order of Merit mit einigen guten Ergebnissen nach oben gespielt hat und sich so auch die Teilnahme an der PDC World Championship gesichert hat.
Daneben holte er sich im Qualifikations-Turnier für den Grand Slam of Darts einen Platz im Turnier.
Justin Pipe wird momentan noch vom englischen SOD Forum gesponsert.
Bei der PDC Weltmeisterschaft wird er zum ersten Mal im deutschen Fernsehen zu sehen sein.






Justin, Du bist scheinbar aus dem Nichts bei den UK Open 2008 in der PDC aufgetaucht - hast Du vorher bei der BDO gespielt?

Nein, nie. Ich habe lokal gespielt und auf County Ebene. Aber ich habe den Zigarettenqualm in den Pubs und Veranstaltungsorten nicht ertragen - das hat meine Augen geplagt, die haben ständig getränt. Und ich habe ganz aufgehört mit dem Spielen. Als dann das Rauchen verboten wurde, habe ich wieder damit angefangen und bin der PDC beigetreten.


Wann hast Du denn mit dem Dart spielen angefangen?

Ich habe als Jugendlicher angefangen.

Nach einem eher unauffälligen Jahr arbeitest Du Dich jetzt unaufhaltsam im Ranking nach oben - glaubst Du, dass man einige Zeit braucht, bis man sich daran gewöhnt hat den PDC Circuit mitzuspielen, bis man wirklich Fuß gefasst hat?

Ja, das hat bei mir wirklich einige Zeit gebraucht, bis ich wirklich angekommen war. Deshalb hat man auch im ersten Jahr nichts von mir gehört. Am Anfang war es schon schwierig neben und gegen all diese Top Spieler zu spielen, wenn dann Dennis Priestley neben Dir spielt und Raymond van Barneveld gegenüber. Daran muss man sich wirklich erst gewöhnen.

Bisher hast Du nicht viel auf der Bühne gespielt - hast Du da ein bisschen Angst davor oder verunsichert Dich der Gedanke daran?

Also die paar Male, die ich bisher auf der Bühne gespielt hatte, habe ich immer den Eindruck gehabt, dass ich mich wohlfühlte und das war wohl auch so. Aber irgendwie konnte ich mich nicht so fokussieren wie sonst. Bei den Floor Turnieren habe ich dieses Problem gar nicht.

Hing das vielleicht mit den Zuschauern zusammen?

Nein, überhaupt nicht. Die haben mich immer sehr gut aufgenommen. Ich glaube, dass es eher der Caller war, der meinen Fokus irgendwie störte - ich bin überhaupt nicht daran gewöhnt mit einem Caller zu spielen.

Wie fühlst Du Dich denn jetzt, wenn Du gegen die großen Namen spielst? Du bist ja immer noch verhältnismäßig "neu"?

Ich habe mich daran gewöhnt. Ich habe schon gegen fast alle gespielt und gegen ziemlich viele von ihnen auch gewonnen - für mich ist das nichts Besonderes mehr und auch kein Problem.

Hast Du so etwas wie einen Angstgegner?

Nein, ich glaube nicht.

Du wirst vom SOD Forum gesponsert - hat Dir das geholfen?

Ja - das hilft auf jeden Fall. Und nicht nur das Geld. Es ist auch wirklich eine große Unterstützung, wenn so viele Leute an Dein Können glauben.

Bist Du inzwischen Vollzeit Profi?

Mehr oder weniger schon, wenn ich auch meinen Betrieb noch habe - ich bin ein Baumchirurg.

Ist schon ein neuer Sponsor in Sicht, wenn das SOD Sponsoring beendet ist?

Nein, leider bisher noch nicht. Ich hoffe immer noch, dass einer auftaucht..

Kann man denn ohne einen Sponsor Voll Profi sein?

Ich würde sagen, dass das unmöglich ist.

Der Grand Slam war Dein erstes Major Turnier - hast Du Dich darauf besonders vorbereitet?

Das Problem war, dass ich ja gar keine Zeit hatte mich wirklich vorzubereiten. Zwischen der Qualifikation und meinem ersten Spiel lag gerade einmal eine Woche.

Wie viel trainierst Du denn normalerweise?

Ich trainiere drei bis vier Stunden am Tag.

Hast Du einen Trainingspartner oder trainierst Du alleine?

Ich trainiere immer zusammen mit Gary Anderson.

Ist Fitness für Dich wichtig und tust Du etwas für Deine Fitness?

Ich war früher als junger Mann sehr fit - bis zu meinem Autounfall. Ich war sogar ein guter Amateur Boxer. So etwas darf ich heute nicht mehr machen, aber ich halte körperliche Fitness schon für wichtig. Ich gehe immer joggen.

Wie viel Kameradschaft herrscht denn so zwischen den Spielern auf dem Circuit? So von außen betrachtet gibt es da verschiedne Grüppchen, manche Spieler wie Phil Taylor halten sich eher separat.

Das stimmt schon, aber ich glaube es gibt unter den Spielern keinen einzigen, dem Du Dich nicht an der Bar oder zum Essen anschließen könntest.

Gibt es so etwas wie eine Hierarchie?

Ich glaube eigentlich nicht. Alle sind zugänglich, Du kannst mit jedem reden. Es gibt halt solche, die sich nicht so unter den Rest mischen wie eben Taylor oder van Barneveld.

Hast Du auch besonders gute Kumpels?

Bei mir ist das auf jeden Fall Gary Anderson. Wir trainieren zusammen, wir reisen zusammen, wir teilen uns das Zimmer.

Er ist nicht nur ein "Pro Tour" Freund?

Nein, er ist ganz bestimmt ein richtiger Freund.

Ich habe gehört, Du trinkst während Du spielst keinen Alkohol - ist das wahr?

Ja, das ist war. Ich trinke nie Alkohol während ich spiele. Das ist viel zu viel ungesundes Zeug drin!

Aber Du bist kein Antialkoholiker?

Nein, das nicht. Ich trinke schon einmal ein Glas Wein oder Bier zum Essen, wenn ich mit meiner Frau oder Freunden ausgehe. Aber nicht all zu oft.

Was machst Du denn dann, um Deine Nerven zu beruhigen?

Ich glaube, ich kann mich sehr gut fokussieren. Ich kann wirklich alles ausblenden. Ich sehe dann nur noch das Board und habe überhaupt keine Ahnung, was denn mein Gegner so treibt. Das funktioniert bei den Floor Turnieren wirklich gut - ich brauche da gar nichts, um meine Nerven zu beruhigen.

Du wirfst relativ langsam - hast Du immer schon so geworfen?

Ja, ich habe immer schon so langsam geworfen - na ja - es gab auch Zeiten, da war ich etwas schneller. Aber ich muss so langsam werfen, damit ich mich wirklich fokussieren kann - ich konzentriere mich auf jeden einzelnen Dart.


Hast Du Dir Ziele gesetzt, was Du so erreichen möchtest?


Aber ja, als ich der PDC beitrat, war es meine Ziel unter die Top 50 zu kommen - das habe ich jetzt mehr oder weniger schon erreicht.

Was denkst Du denn, wie weit Du im Ranking kommen kannst?

Ich glaube schon, dass ich unter die Top 16 kommen kann.

Wie würdest Du Dich beschreiben - Deine Stärken und Schwächen?

Also meine große Stärke ist sicher, dass ich mich so fokussieren kann. Und Schwächen - da fällt mir nichts ein. Ich denke ziemlich viel darüber nach, was ich da so mache und versuche sie alle aufzuspüren und abzulegen. Ich kann mir keine Schwächen erlauben.

Benutzt Du irgendwelche sport-psychologischen Techniken?

Ich arbeite immer daran herauszufinden, was für mich am besten und wirkungsvollsten ist - solche Sachen wie beim Aufwärmen vor dem Turnier Musik zu hören zum Beispiel.

Was gefällt Dir am Dartsport am besten?

Zu Gewinnen!
Und die Kameradschaft!

Hast Du nebenher noch Zeit für Hobbies oder andere Interessen?

Im Augenblick habe ich dafür überhaupt keine Zeit. Alles was ich tue dreht sich irgendwie um Darts - sogar im Familienleben, mein 12 Jahre alter Sohn spielt nämlich auch Dart.



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